Tödlicher Darmkeim: Nur 100 EHEC-Bakterien reichen für Infektion aus
Noch ist es nicht gelungen, die EHEC-Welle in Deutschland zu stoppen. Immer schneller breitet sich das gefährliche Bakterium aus. Von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen kommend überzieht es inzwischen das gesamte Bundesgebiet. Immer deutlicher zeigt sich dabei seine besondere Aggressivität. Die Zahl der Darminfektionen und Verdachtsfälle ist am Wochenende auf rund 2000 gestiegen. Schon 17 Patienten sind an den Komplikationen mit dem sogenannten Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) gestorben.
Auch in den vergangenen Jahren hat es immer wieder kleinere EHEC-Ausbrüche in Deutschland gegeben. Aber so dramatisch die in diesem Jahr war es noch nie. Hans-Michael Goldmann (FDP), von Beruf Tierarzt und Vorsitzender des Agrarausschusses des Bundestages, kann eine gewisse Hilflosigkeit angesichts der angespannten Situation nicht verbergen: „Wir wissen im Grunde nichts".
Schon kursieren Spekulationen, die es könnte sich bei der EHEC-Epidemie um einen terroristischen Anschlag mit einer Biowaffe handeln. So etwas soll es zumindest in den USA schon einmal mit einem ähnlichen Erreger gegeben haben. Ein Unbekannter hatte demnach eine Salatbar mit Bakterien infiziert – und Hunderte Menschen waren an Darminfektionen erkrankt.
Anfang Mai hatten die ersten Patienten in Deutschland über ungewöhnlich schwere, im späteren Verlauf auch blutige Durchfälle geklagt. Im Darm der Patienten produzierte der EHEC-Erreger ein Gift, das ins Blut gelangen und dort die roten Blutkörperchen zerstören kann. Das tote Zellmaterial verstopft die feinen Blutgefäße der Nieren und führt im schlimmsten Fall zu akuten Organversagen. Oft kann nur eine Blutwäsche (Dialyse) diese HUS-Patienten retten.
Mit Antibiotika lässt sich die Erkrankung nicht behandeln, da die Bakterien dadurch angeregt werden, noch mehr Gift zu produzieren. Um die gefährliche Seuche in den Griff zu bekommen, muss jetzt schnellstens die Quelle des Erregers identifiziert werden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Drei Verdachtsfälle in den USA
Auch in den USA gibt es bereits erste EHEC-Verdachtsfälle. Vermutlich hätten sich drei Menschen, die Deutschland besucht hätten, mit dem Darmkeim infiziert, teilte ein Sprecher der US-Gesundheitsbehörde CDC mit. Es handele sich aber wahrscheinlich nicht um die tödliche Variante des Keims.
Infektionsfälle wurden auch aus Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark und Spanien gemeldet. Sie alle sollen im Zusammenhang mit dem Ausbruch in Deutschland stehen.
Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) hat inzwischen mehrere Teams mit Infektionsepidemiologen losgeschickt, die EHEC-Patienten in Hamburg befragt haben, was genau sie in den vergangenen Tagen wann und wo gegessen hatten. Dabei zeigte sich, dass die erkrankten Personen im Vergleich zu gesunden Vergleichspersonen deutlich mehr rohes Gemüse und Salat verzehrt hatten.
Der Verdacht, der EHEC-Erreger sei mit Gurken aus Spanien nach Deutschland eingeschleppt worden, bestätigte sich nach genauen Laboranalysen dann jedoch nicht. Da hatten schon mehrere andere EU-Staaten einen Importstopp verhängt. Spanische Bauern haben nun ihre Wut zum Ausdruck gebracht und 300 Kilogramm Obst und Gemüse vor dem Konsulat der Bundesrepublik in Valencia ausgeschüttet.
Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero hat das Krisenmanagement der deutschen Behörden bereits scharf kritisiert und fordert jetzt Schadensersatz für seine Bauern, weil die spanischen Gurken voreilig und völlig zu Unrecht mit der EHEC-Ausbreitung in Verbindung gebracht wurden. Woher aber stammt der gefährliche Erreger?
Inkubationszeit beträgt bis zu 13 Tage
Die EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zehn bis 13 Tage. Als Reservoir für die gefährlichen Erreger gilt der Magen-Darm-Trakt von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen. Kontakt mit Tierkot aber auch kontaminierte Lebensmittel können einen Menschen infizieren. Beim aktuellen, besonders infektiösen Erreger sollen schon 100 Bakterien ausreichen, um einen Menschen krank zu machen. Auch bei den früheren, kleineren EHEC-Ausbrüchen konnte die Quelle meist nicht eindeutig identifiziert werden. Im Verdacht standen damals vor allem Hackfleisch und Produkte aus Rohmilch. Denkbar, dass ein Bauern in den vergangenen trockenen Wochen mit seinem Gülletankwagen Wasser auf seine Gemüsefeldergebracht hat. Aber Tomaten und Gurken wachsen auf besonderen Nährstoffsubstraten in Gewächshäusern und werden automatisch bewässert. Diese Spur zum EHEC-Erreger führt also auch nicht weiter.
Rückschlüsse auf die Herkunft des Erregers könnte seine eindeutige genetische Identifizierung bringen. Auf diesem Weg sind Bakteriologen an diesem Wochenende wieder einen Schritt vorangekommen. Bislang war nur die Oberflächenstruktur des Erregers beschrieben worden, quasi seine Karosserie. O104:H4 lautet die wissenschaftliche Bezeichnung. Diese Struktur ist erstmals im Jahr 2001 bei einem Geschwisterpaar in Köln beschreiben worden. Im selben Jahr führte Deutschland auch die Meldepflicht für EHEC-Infektionen ein. Seither hat sich der Stamm verändert und ist sehr viel aggressiver geworden. Genetische Untersuchungen haben nun ergeben, dass der aktuell grassierende EHEC-Stamm aus zwei verschiedenen Erreger-Stämmen entstanden ist, wie Hilde Kruse, Expertin für Lebensmittelsicherheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am Wochenende mitteilte. Dieser Stamm sei zuvor noch nie bei einem Patienten isoliert worden.
Mutationen sind für Bakterien aber nicht ungewöhnlich, wie Kruse einräumte: „Da ist viel Bewegung in der mikrobiellen Welt.“
Neuer Erreger ist ein Hybrid
Die WHO stützt sich bei ihrer Einschätzung des aktuellen EHEC-Ausbruchs vor allem auf die Untersuchungen des Bakteriologen Helge Karch, der das EHEC-Referenzlabor an der Universität Münster, leitet. Karch hatte bereits in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass der neue EHEC-Erreger eine Mischform, ein sogenannter Hybrid, sei und die Eigenschaften mehrerer verschiedener Erreger vereint. „Wir haben feststellen können, dass es sich um eine neue, bisher noch nicht beschriebene Variante dieses Erregers handelt“, bestätigte auch Holger Rohde, Bakteriologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Im Erbgut des EHEC-Bakteriums seien Teile des klassischen Erregers sowie Teile von einem weiter entfernten Verwandten gefunden worden. Mit verheerenden Folgen für die Patienten: Die genetische Neukombination erleichtert es den Bakterien, sich an der Darmwand des Menschen festzuheften und dort ihr krankmachendes Gift zu produzieren. Es sind gerade solche genetischen Neukombinationen, die Infektionsmediziner in aller Welt in Alarmbereitschaft versetzen. Auch als vor fünf Jahren die ersten Fälle von Vogelgrippe auftraten, fürchteten WHO-Experten, das Virus könnte zu einer Variante mutieren, die für den Menschen gefährlich werden könnte. Zum Glück blieb es weltweit bei relativ wenigen Infektionen, und das Virus wurde auch nur in seltenen Fällen direkt von Mensch zu Mensch übertragen – was die weitere Ausbreitung rasch stoppte. Auch der Ausbruch der Schweinegrippe, die ebenfalls von einem Virus verursacht wurde, verlief wesentlich glimpflicher, als zunächst befürchtet worden war.
Nun ist es überraschend ein Bakterium, das die Menschen in Deutschland in Angst versetzt – und die Krankenhäuser an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringt. Allein das Universitätsklinikum in Kiel und Lübeck versorgt derzeit 180 EHEC-Patienten, von denen mehr als die Hälfte an den lebensbedrohlichen HUS-Komplikationen leidet.
Jeder zweite der HUS-Patienten zeigt neurologische Ausfälle, ist orientierungslos und apathisch, hat Schwierigkeiten beim Sprechen und zum Teil heftige Muskelkrämpfe. Ein Arzt sprach von „völlig abgedrehten Patienten“. Auf den betroffenen Stationen herrscht eine „absolute Ausnahmesituation“, wie eine Stationsschwester sagte. In täglichen Krisensitzungen wird die Lage fachübergreifend besprochen. Die meisten Kollegen, so die Krankenschwester, bekämen die Bilder der leidenden EHEC-Patienten nicht mehr aus dem Kopf.
Politik versagt bis jetzt in der Krise
Die Politik beschränkt sich in dieser Situation vor allem drauf, den Verbrauchern zu raten, möglichst kein rohes Gemüse und keinen Salat zu essen und penibel auf Hygiene zu achten. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat einen Krisenstab eingerichtet, der in ständigem Kontakt mit den Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder steht. Die Opposition nutzt die Gelegenheit, das Krisenmanagement der Bundesregierung zu kritisieren.
So habe es Aigner versäumt, eine Hotline für besorgte Bürger einzurichten, sagte Nicole Maisch, verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. Sie wirft Aigner und auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) vor, die Angst der Bevölkerung vor dieser „schweren Epidemie“ nicht ernst zu nehmen und fordert „verlässliche Informationen und sichtbare Warnhinweise über den Erreger und Ansteckungsmöglichkeiten“. Auf der Homepage der Robert-Koch-Instituts und des Bundesverbraucherministeriums finden sich jedoch praktische Hinweise, wie sich Verbraucher vor EHEC schützen können. „Solange nicht ohne jeden Zweifel feststeht, wie und wo die Keime in die Lebensmittelkette gekommen sind, solange ist besondere Vorsicht angebracht“, sagte Aigner nach einem Treffen mit ihren Länderkollegen. „Der Schutz der Verbraucher vor Gefahren hat immer oberste Priorität.“ Die Gesundheit geht im Zweifel auch zu Lasten der Landwirtschaft.
Denn seit dem Ausbruch der EHEC-Epidemie ist der Konsum von Salat und Gemüse dramatisch zurückgegangen. Das merken nicht nur die Supermärkte, sondern auch die Großmärkte und vor allem natürlich die Gemüsebauern, die in einigen Fällen schon um ihre Existenz bangen. Statt die prallen Salatköpfe zu ernten, müssen sie jetzt voraussichtlich ganze Felder unterpflügen. Am Wochenende meldete die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisation Obst und Gemüse e.V., das sämtliche untersuchten Gemüseproben EHEC-frei seien – von Broccoli bis Zucchini.
Doch trotzdem stagniert der Absatz. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner forderte bereits staatliche Hilfe für die Betroffenen Betriebe: „Den Gemüsebauern muss geholfen werden.“ Sonnleitner rechnet mit Einbußen von wöchentlich 30 Millionen Euro. Russland hat aus Furcht vor dem EHEC-Erreger bereits einen Einfuhrstopp für Gemüse aus der gesamten Europäischen Union verhängt.
Verschwörungstheorie: EHEC als Terroranschlag
Solange die Suche nach dem EHEC-Erreger ohne Ergebnis bleibt, werden weiterhin die abenteuerliche Gerüchte die Runde machen. So spekulierten dubiose Internet-Quellen, der Bundesnachrichtendienst (BND) würde bereits prüfen, ob die EHEC-Epidemie nicht doch durch einen biologischen Terroranschlag ausgelöst wurde. Im Netz gibt es Meldungen wie diese: „Eilmeldung: Behördendaten bestätigen bioterroristischen Anschlag“. Oder diese: „Wahrscheinlich EHEC ein Terrorangriff.“ An einigen Stellen heißt es sogar, der BND habe an einem „Geheimtreffen“ in einem „nahe Paris gelegenen gemeinsamen europäisch-amerikanischen Lagezentrum“ zur EHEC-Krise teilgenommen.
Zwar liefert das Internet für diese Aussagen nicht den geringsten Hinweis. Doch inzwischen beteiligen sich sogar Mediziner an solchen Spekulationen: „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sind die Keime zufällig in Umlauf gekommen, etwa durch Verunreinigung von Lebensmitteln. Oder sie wurden von Menschen bewusst auf den Weg gebracht. Mittlerweile ermittelt auch der BND“, sagte Professor Heinzpeter Moecke, Leiter des Instituts für Notfallmedizin und Konzernbereichsleiter Medizin und Wissenschaft der Asklepios Kliniken.
Wie ist die Falschmeldung enstanden?
Auf Nachfrage von "Welt Online", warum er sich so sicher sei, dass er sogar in aller Öffentlichkeit verkünde, der BND gehe einem Terrorverdacht nach, antwortete Moecke, er habe den Hinweis zum BND aus dem Internet. Dort habe er einen entsprechenden Bericht gelesen. Hätte er sich daraufhin beim BND oder einer anderen Sicherheitsbehörde erkundigt, wäre er eines Besseren belehrt worden.
Denn wiederum auf Nachfrage von „Welt Online“ versicherte der BND, er besitze weder Hinweise auf Bioterrorismus, noch ermittle die Behörde. Das mache der BND im Übrigen nie, denn er sei ein Nachrichtendienst, der der Regierung berichte, und keine Ermittlungsbehörde.
Wie also könnte diese Falschmeldung, der sogar führende Mediziner aufgesessen sind, entstanden sein?
Möglicherweise ist ein Schreiben des BND an die Gesundheitsbehörden in die falschen Hände geraten und falsch interpretiert worden. Denn wie bei jedem Pandemieverdacht, baten die Gesundheitsbehörden auch nach Ausbruch der EHEC-Erkrankungen die Biologen beim BND um Amtshilfe. In einer schriftlichen Antwort, die an verschiedene Behörden ging, teilten die BND-Experten mit, dass sie keine Hinweise auf Bioterrorismus erkennen könnten. Wofür steht die Abkürzung EHEC? EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien. Das ist eine besondere Form von Escherichia coli-Bakterien, von denen es viele harmlose Vertretet gibt, aber eben auch solche, die Krankheiten verursachen können. EHEC kommen normalerweise im Verdauungstrakt von Wiederkäuern wie Rindern vor. Die Tiere erkranken selbst nicht, scheiden die Bakterien aber mit dem Kot aus. Menschen können sich über direkten Kontakt oder indirekt über verunreinigte Lebensmittel anstecken. Ist der jetzt grassierende Erreger HUSEC41 gefährlicher als andere EHEC-Bakterien? Das scheint so zu sein. Seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 registriert das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen. Doch die aktuellen Krankheitsverläufe sind offenbar aggressiver. Insbesondere ist HUSEC41 gegen die meisten Antibiotika resistent. Ist der Einsatz von Antibiotika gegen EHEC überhaupt sinnvoll? Der Einsatz von Antibiotika bei EHEC-Infektionen ist grundsätzlich problematisch. Es kann nämlich passieren, durch das Abtöten der Erreger verstärkt EHEC-Giftstoffe freigesetzt werden. So kann sich durch die Behandlung die Lage des Patienten sogar verschlimmern. Gibt es einen Zusammenhang zu den sogenannten Krankenhauskeimen, an denen hierzulande jährlich bis zu 30.000 Menschen sterben? Nein. Das sind andere, sehr viel aggressivere Bakterien. Was sie mit den EHEC-Erregern gemein haben ist lediglich ihre große Resistenz gegen Antibiotika. Warum kann eine EHEC-Infektion tödlich verlaufen? Die schwerste Komplikation bei einer EHEC-Infektion ist das hämolytisch-urämische Syndroms (HUS), welches zu akutem Nierenversagen führen kann. Bei dem jüngsten Ausbruch sind bereits mehr als 200 HUS-Fälle aufgetreten – mehr als sonst in einem ganzen Jahr. Woran kann ich erkennen, dass ich an EHEC erkrankt bin? Eine EHEC-Infektion kann sich zeigen als unblutiger, meist wässriger Durchfall. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen, seltener Fieber. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten entwickelt sich als schwere Verlaufsform ein Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und teilweise Fieber. Die Infektion kann aber auch ohne Beschwerden verlaufen und somit unerkannt bleiben. Treten auch nur einzelner dieser Symptome auf, ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Auch alle Apotheken beraten. Warum sind besonders Frauen von EHEC-Infektionen betroffen? Die als Quelle für die EHEC-Infektionen kontaminiertes Gemüse identifiziert wurde, kann man annehmen, dass Frauen deshalb häufiger betroffen sind, weil sie sich bei der Reinigung und Zubereitung des Gemüse infizieren konnten. Und die machen Frauen immer noch häufiger als Männer. Woher stammen die Keime? Das EHEC-Bakterium befindet sich oftmals im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann beim direkten Kontakt mit Tieren aber auch beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel - zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch - übertragen werden. Die aktuellen EHEC-Fälle sollen von Gemüse herrühren, das aus Spanien importiert worden ist. Wie kann man sich vor EHEC-Bakterien schützen? Aktuell wird vor dem Verzehr von Blattsalaten, Salatgurken und rohen Tomaten gewarnt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bei der Verarbeitung von Gemüse auf die Hygiene zu achten. Bretter, Messer und natürlich auch die eigenen Hände sollten gründlich gereinigt werden. Wer in diesen Tagen auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte Gemüse abgekocht essen. EHEC-Bakterien lassen sich durch Erhitzen abtöten. Ist EHEC von Mensch zu Mensch übertragbar? Nicht so leicht, wie etwa Grippeviren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden können. EHEC-Bakterien werden nur durch sogenannte Schmierinfektion übertragen. Konkret heißt das: Bakterien können beim Toilettenbesuch auf Hände übertragen werden. Werden diese nicht hinreichend gewaschen, können die Bakterien bei Kontakt mit Lebensmitteln schließlich beim Essen von anderen Menschen aufgenommen werden. Was also vor EHEC schützt ist gute Hygiene. In der Berichterstattung ist auch von HUS die Rede. Was ist das? HUS steht für hämolytisch-urämisches Syndrom, einen besonders schweren Verlauf der EHEC-Erkrankungen. Dabei kann es zu Nierenversagen und Blutarmut kommen. Das kann lebensbedrohlich sein. Was muss ich tun, wenn ich betroffen bin? Zunächst sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Außerdem sollen EHEC-Erkrankte viel trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. Hygiene ist ein Muss, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Mit dem Bakterium infizierte Patienten sollten auf keinen Fall Antibiotika nehmen. Diese könnten die Situation noch verschlimmern, erklärte ein Arzt des Berliner Krankenhauses Charité. Wenn die Bakterien durch das Antibiotikum in großem Umfang zerfallen, werden vermehrt Gifte aus den Bakterien freigesetzt. Darf ich im Moment noch tiefgefrorenes Gemüse essen? Ja. Das tiefgefrorene Gemüse, das sich im Tiefkühlfach oder im Supermarkt befindet wurde vor längerer Zeit geerntet und hat mit den aktuellen EHEC-Fällen nichts zu tun. Außerdem gelten bei der Produktion von Tiefkühlprodukten besondere Hygienestandards. Die namhaften Hersteller dieser Produkte können es sich gar nicht leisten, infizierte Lebensmittel in den Handel zu bringen. Kann es sein, dass jemand das Gemüse absichtlich mit den EHEC-Erregern infiziert hat? Im aktuellen Fall ist dies sehr unwahrscheinlich, auch wenn solche Verschwörungstheorien öffentlich geäußert worden sind. Doch theoretisch ist es natürlich denkbar, dass jemand auf diese Weise einen biologischen Anschlag ausübt. Zumindest ein Fall in den USA ist bekannt, wo ein Täter absichtlich ein Salatbuffet in einem Restaurant mit Darmbakterien verunreinigt hat und es deshalb zu entsprechenden Erkrankungen kam. Für einen terroristischen Anschlag eignen sich allerdings EHEC- und andere Darmbakterien kaum, dafür sind die Folgen eines solchen Anschlags doch vergleichsweise überschaubar.
EHEC-Keime sind eine besonders gefährliche Form des Darmbakteriums Escherichia
coli. Natürliches Reservoir der Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern,
speziell von Rindern.
Die Keime können durch rohes Fleisch und rohe Milch, aber auch von Mensch zu
Mensch übertragen werden.
Eine EHEC-Infektion führt zu Durchfällen, die auch blutig sein können. Weitere
Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen. Als Folge
droht das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zu einer schweren
Nierenschädigung und sogar zum Tode führen kann.
Das Robert Koch-Institut hat seit Einführung der Meldepflicht 2001 in
Deutschland jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen registriert.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (03.06.2011)
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