Pleite des Grand Hotels: Jagdfeld ruft Heiligendamm-Fans zur Überlebenshilfe
Es war langer Kampf, den Anno August Jagdfeld führte. Seit zwei Jahren hatte er nach Unterstützern und Investoren für das Grand Hotel Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostsee-Küste gefahndet. Zuletzt hatte er verzweifelt versucht das Ruder noch einmal herumzureißen, in dem er das Hotel selbst führte und sogar noch private Mittel zuschoss.
Doch die Nobelherberge war nicht zu halten. Das idyllisch gelegene klassizistische Ensemble, das erste Seebad Deutschland, war nicht mehr zu halten. Es kamen zu wenig zahlungskräftige Gäste in den Badeort zwischen Warnemünde und Kühlungsborn.
Nun hat Jagdfeld Insolvenzantrag für das Nobelhotel gestellt, das 2007 Gastgeber für die Teilnehmer des G-8-Gipfels war. Als Insolvenzverwalter wurde Jörg Zumbaum aus Düren bestellt. Zuvor hatte es noch vielfach Gespräche mit verschiedenen meist inländischen Investoren wie der Oetker-Gruppe gegeben, die mit dem bekannten Brenners in Baden-Baden Erfahrungen mit historischen Luxus-Herbergen hat. Arabische oder gar russische Investoren seien nicht dabei gewesen, berichtet ein Insider.
Alle Interessenten konnten sich jedoch nicht für die Immobilien in Heiligendamm angesichts der hohen Altlasten begeistern. In einem Insolvenzverfahren könnte dies natürlich anders sein. Neue Eigentümer müssen sich nicht mit dem Schuldenberg beschäftigen. Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis: Die zehn Gesamtsieger von „Expedia Insiders’ Select 2011" Rang 10: Sofitel New York, Manhattan (New York)/ USA 9. Platz: Hotel Teatro, Denver (Colorado)/ USA Nummer 8: K&K Hotel Central, Prag/ Tschechische Republik 7. Les Terres M Barka, Marrakesch/ Marokko 6. The Nines, Portland (Oregon)/ USA 5. Hotel Monterey Kyoto, Japan 4. Hotel Berchielli, Florenz/ Italien Auf dem 3. Platz: Hotel Antiche Figure, Venedig/ Italien
Das Drei Sterne Hotel Antiche Figure ist in einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert untergebracht. Es befindet sich direkt am Canal Grande und die große Außenterrasse lädt dazu ein, von hier aus das turbulente Treiben der Wasserstadt zu beobachten. Rang 2: iQ Hotel Roma, Rom/ Italien
Das Vier Sterne Innenstadthotel befindet sich gegenüber dem Teatro dell´Opera. Von der Lobby-Bar hat man einen einzigartigen Ausblick auf die Oper und über die Dächer Roms. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der italienischen Hauptstadt sind von hier aus zu Fuß erreichbar. Das iQ Hotel Roma bietet außerdem einen Fitness- und Saunabereich. Platz 1: Cedarbrook Lodge, Seattle (Washington)/ USA
Das 3,5-Sterne-Hotel bietet seinen Gästen einen wahrhaft natürlichen Hotelaufenthalt. Die deckenhohen Fenster sind mit Grünflächen dekoriert und auf dem über 500 Quadratmeter großen Außenbereich ist ein Teich mit Rasenflächen und Holzterrassen angelegt. Das Hotel im westlichen Außenbezirk der Stadt Seattle ist ein idealer Ausgangsort für viele Freizeitaktivitäten. In der Cedarbrook Lodge fährt der hauseigene Shuttle die Gäste zu zahlreichen Sport- und Freizeitangeboten in der Region wie Golf, Kajak oder Gleitschirmfliegen.
Heiligendamm sollte Jagdfelds Lebenswerk abschließen. Für die Rekonstruktion hat er immerhin das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse bekommen, wie er oft gern betonte. An die 800 Bauvorhaben hatte seine Fundus-Gruppe im ganzen Land errichtet – nicht immer mit dem gewünschten wirtschaftlichen Erfolg. Doch es war ihm mit seinem Charme immer wieder gelungen, die meist betuchten Anleger zu großen Geldspenden zu überreden. Heiligendamm aber sollte die Krönung sein.
Gestern wurde nun die 300 Mitarbeiter über die Insolvenz informiert. Im Gespräch ist eine Auffanggesellschaft, an der sich neue Investoren beteiligen wollen. Der Hotelbetrieb läuft aber weiter, von einer Schließung ist nicht die Rede. Das Grand Hotel ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die Gefahr dass die historischen Gebäude wie schon in der DDR noch einmal verfallen, ist allerdings groß.
Banken drehen Geldhahn zu
Insolvenzgrund ist die Zahlungsunfähigkeit der Grand Hotel Heiligendamm GmbH & Co. Kommanditgesellschaft (Fonds KG). Die Kreditzinsen konnten nicht mehr gezahlt werden, teilte das Unternehmen mit. Die Banken hätten erklärt, ihre Kredite definitiv nicht zu verlängern. Das Unternehmen sei aber nicht überschuldet, die Forderungen der Banken und Lieferanten bezahlt werden, wird zumindest behauptet.
Jagdfeld hatte 1996 mit seiner Fundus-Gruppe das klassizistische Gebäudeensemble in Heiligendamm sowie ein Landgut von der ostdeutschen Treuhandgesellschaft erworben. 2003 wurde das Hotel eröffnet, das zunächst von Kempinski gemanagt wurde. Nach Streitigkeiten führte Fundus-Chef Jagdfeld seit 2009 das Hotel in Eigenregie. Weltweit wurde die Nobelherberge bekannt, als 2007 dort der G-8-Gipfel tagte.
Jagdfeld war es zuletzt nicht gelungen, die 1900 Fondszeichner, die bereits 130 Millionen Euro in einen geschlossenen Immobilienfonds eingezahlt hatten, zu einer Kapitalerhöhung um 32,5 Millionen Euro zu begeistern. Nur 700.000 Euro sind dabei zusammengekommen, wie Jagdfeld berichtet. Die Fondszeichner hatten jahrelang keine Ausschüttungen gesehen und einen Kapitalschnitt hinnehmen müssen. Damit waren 90 Prozent der eingezahlten Anlegergelder bereits vernichtet.
„In den letzten vier Jahren habe ich aus privaten Mitteln sechs Millionen Euro in den Betrieb von Heiligendamm gesteckt“, sagte der Fondsinitiator "Welt Online“. "Ich habe keinen Ausweg mehr gesehen. Die Banken wollten die Kredite nicht mehr verlängern und die Fondszeichner kein Geld mehr geben“.
Der Betrieb hätte nur noch ein, zwei Monate aufrecht erhalten werden können, das Sterben wäre nur verlängert worden. Im letzten Winter seinen kaum noch Gäste gekommen. „Ich bleibe in Heiligendamm, ich liebe diesen Ort.“ sagte Jagdfeld. „Alle Fans von Heiligendamm sollen herkommen, damit hier die Lichter hinter den Fenstern nicht ausgehen.“
Jagdfeld will Zerschlagung verhindern
Das Hotel war zeitweise schlecht ausgelastet. Mit einer Bürgschaft von vier Millionen Euro musste 2009 sogar das Land Mecklenburg-Vorpommern einspringen – mit der Auflage neue Betreiber zu finden, was aber bis heute nicht gelang. Im vergangen Jahr konnte allerdings eine Belegung von 60 Prozent erreicht werden, und auch die wirtschaftlichen Ergebnisse hatten sich zuletzt verbessert.
Heiligendamm ist das älteste deutsche Seebad. Herzog Friedrich Franz I. von
Mecklenburg-Schwerin ließ 1796 bei Bad Doberan an der Ostsee ein Badehaus
errichten. Ringsum entstand die klassizistische „Weiße Stadt am Meer“. In
der DDR wurde sie zum „Sanatorium für Werktätige“.
Nach der Wende verfielen die Häuser. 1996 erwarb die Fundus-Gruppe die
Immobilien für 15 Millionen Euro und investierte mehr als 220 Millionen
Euro. Das Grand Hotel, das Kurhaus und einige Villen wurden seit 2003 von
der Kempinski-Gruppe vermarktet, die sich aber nach Querelen mit der
Fundus-Gruppe im Streit zurückzog.
Der Komplex besteht aus mehreren Hotelgebäuden im klassizistischen Stil und
Villen, die zum Teil noch unsaniert sind. Dazu gehören das Kurhaus, das
Grand Hotel, das Haus Mecklenburg und das Severin Palais. Das Luxus-Hotel
verfügt insgesamt über 222 Zimmer, davon sind 78 Suiten. Positiv für das
Geschäft war die Ausrichtung des G-8-Gipfels im Juni 2007, mit dem das Hotel
weltweit bekannt wurde. Negativ zu Buche schlug die schlechte
Betten-Auslastung der Anfangsjahre. n.s.
„Die Insolvenz der Fonds KG ist ein schwarzer Tag für Heiligendamm, seine Gesellschafter, Mitarbeiter und die gesamte Region. Ich bedauere diesen Schritt zutiefst, war dazu aber gesetzlich gezwungen. Uns fehlte die Zeit, die begonnene Sanierung erfolgreich abzuschließen“, sagte Fondschef Jagdfeld. „Ich bin aber zuversichtlich, dass eine Lösung möglich ist, die den dauerhaften Betrieb des Grand Hotel Heiligendamm sichert.“ Das Grand Hotel Heiligendamm sei trotz der schwierigen Lage in geordneter Verfassung. Es gelte nun, mit allen Kräften den Hotelbetrieb aufrechtzuerhalten und eine Zerschlagung zu verhindern.
An der Insolvenz habe zu großen Teilen die Kommune sowie eine Gruppe von Kritikern schuld. „Das Image von Heiligendamm war von da an ruiniert, als das Hotel zum öffentlichen Gelände erklärt wurde“, kritisierte Jagdfeld.
Jahrelang seien die Gäste durch Heerscharen von Radlern und neugierigen Spaziergängern gestört worden. „Jetzt noch besteht die Gemeinde auf einem Wanderweg mitten durch das Hotelgelände, das ist reine Sabotage.“ Dennoch glaube er, dass Heiligendamm Bestand habe und eine Konkurrenz zu Sylt sein könnte.
Insolvenzverwalter sieht Jobs gesichert
Insolvenzverwalter Zumbaum aus Düren sagte, die Beschäftigung der Mitarbeiter sei vorerst gesichert. Mit Hilfe neuer Investoren solle nicht nur das Hotel erhalten, auch anstehende Investitionen müssten ermöglicht werden. Das Insolvenzverfahren eröffne die Chance, Investoren zu finden.
Laut Jagdfeld ist ein neues Finanzierungskonzept notwendig. „Die Fondsgesellschaft kann nicht so weitermachen.“ Dem Fonds fehlten rund 30 Millionen Euro. Die Auslastung des Hotels lag zuletzt im Jahresdurchschnitt bei 44 Prozent, 80 Prozent im Sommer und 12 Prozent im Winter. Im Jahresdurchschnitt wären 60 Prozent nötig.
Auf seiner zweiten finanziellen Großbaustelle, dem Berliner Nobelhotel Adlon, konnten sich Jagdfeld zuletzt noch gut behaupten. Einen Putsch der Anleger, die ebenfalls auf Ausschüttungen verzichten sollten, konnte er mit viel Raffinessen in letzter Stunde abwenden. Eine Gruppe kritischer Fondszeichner hatte im August 2011 versucht, Jagdfeld als Geschäftsführer des Adlon-Fonds abzulösen. Hier stand der Vorwurf der Bereicherung im Raum, weil einer Jagdfeld-Firma die Pacht gestundet worden war.
Immer wieder für Schlagzeilen sorgt auch das Schicksal des Kunst- und Veranstaltungszentrums Tacheles in Berlin, deren Eigentümer die Fundus-Gruppe war. Hier fehlte gleich ganz der finanzielle Atem für einen Baubeginn.
Das Objekt ist weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannt und zog jährlich mehrere Hunderttausend Besucher vor allem aus dem Ausland an. Dennoch sehen sich die Künstler seit langem erheblichem Druck ausgesetzt.
Schon im vergangenen Jahr sollte das Tacheles zwangsversteigert werden. Der Termin wurde immer wieder verschoben, weil die Hamburger HSH Nordbank als Hauptgläubiger der Fundus-Gruppe Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten nicht rechtzeitig abschließen konnte. Einen neuen Termin gibt es bisher nicht.
Aus der Insolvenz in Heiligendamm auf die finanzielle Verfassung der Fundus-Gruppe zu schließen, wäre spekulativ. Der Insolvenzantrag war zwingend, sonst Hätte sich Jagdfeld der Insolvenzverschleppung schuldig gemacht. Die Gruppe steht aber offenbar nicht – wie oft behauptet – im Feuer. Denn immer wieder war es dem findigen Fondsinitiator gelungen, eine Lösung zu herbeizuführen. In Heiligendamm wollte er aber nicht mehr weitere Millionen in die Ostsee werfen.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (28.02.2012)
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