OECD-Prognose: EU-Pleitestaaten verlieren Anschluss an Euro-Zone
Die Wirtschaft in der Euro-Zone kommt nach Einschätzung der OECD ungeachtet der Schuldenkrise und der Sparanstrengungen in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem und im kommenden Jahr um jeweils zwei Prozent zulegen, sagte die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) in ihrer Konjunkturprognose voraus.
„Das Vertrauen gewinnt an Stärke, die finanziellen Bedingungen verbessern sich“, schrieben die Experten. Dennoch werde die Erholung von den Sparanstrengungen vor allem in Krisenstaaten wie Griechenland gedämpft. „Die Schuldenkrise und die anhaltenden Ungleichgewichte in der Euro-Zone sind ein großes Risiko.“
Das Land muss mit stetig wachsenden Schulden fertig werden: Im vergangenen
Jahr ging Athen von einem Defizit von etwa 9,4 Prozent der
Wirtschaftsleistung aus. Nach neuesten Erhebungen werden es aber 10,6
Prozent werden. Athen muss Schätzungen zufolge bis 2015 mehr als 25
Milliarden zusätzlich sparen.
Vor diesem Hintergrund machen fast täglich Gerüchte die Runde, es führe kein
Weg daran vorbei, dass Athen bald gezwungen sein werde, in enger Kooperation
mit der EU über eine Umschuldung zu sprechen. Die Regierung dementiert dies
immer wieder. Außerdem galoppiert die Arbeitslosigkeit: von etwa zehn
Prozent vor 15 Monaten auf knapp 15 Prozent. Die Wirtschaft schrumpfte im
vergangenen Jahr um vier Prozent.
In Italien konnte die Wirtschaftsleistung 2010 nach dem Krisenjahr 2009 ein
Wachstum von 1,3 Prozent verzeichnen. Für das laufende Jahr rechnen Ökonomen
mit 1,1 Prozent. Wiederholt beklagte der Industrieverband „die Krankheit des
langsamen Wachstums“.
Gegen die hohe Staatsverschuldung, die im Oktober auf die Rekordhöhe von 1867,4
Milliarden Euro stieg, verabschiedete die Regierung Ende 2010 ein
24-Milliarden-Euro-Sparpaket. Die Arbeitslosenquote lag bei etwa 8,6
Prozent, bei einer besonders hohen Jugendarbeitslosigkeit von 21,7 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit hält sich seit mehreren Monaten auf dem Rekordniveau von
knapp mehr als elf Prozent. Trotz drastischer Sparmaßnahmen stieg das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2010 um 1,4 Prozent. Im letzten Quartal 2010
schrumpfte die Wirtschaft aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,3
Prozent. Für 2011 rechnet die Notenbank in Lissabon mit einem
Konjunkturrückgang um mindestens 1,3 bis 1,5 Prozent.
Die Gesamtschulden des ärmsten Landes Westeuropas wuchsen auf 92,4 Prozent des
BIP an, weil Portugal das Sparziel für 2010 deutlich verpasste. Anstatt des
angepeilten Defizits von 7,3 Prozent der Wirtschaftsleitung fiel ein
Fehlbetrag von 8,6 Prozent an.
In letzter Zeit konnte sich Madrid von den anderen Krisenländern distanzieren.
Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen gingen seit Jahresbeginn um 30
Prozent zurück. Madrid will das Haushaltsdefizit in diesem Jahr von 9,2
(2010) auf 6,0 Prozent des BIP senken.
Das Wachstum kommt allerdings nur langsam in Schwung. 2010 war die spanische
Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft, für 2011 erwartet die Regierung ein
Wachstum von 1,3 Prozent. Das große Problem ist die Arbeitslosigkeit, die
mit einer Quote von über 20 Prozent die höchste in der EU ist. Madrid musste
einräumen, dass sich daran in nächster Zeit nur wenig ändern werde.
Das Staatsdefizit in Irland lag im vergangenen Jahr bei rekordverdächtigen 32
Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Allein in den ersten drei Monaten 2011
wuchs ein Defizit von 7,1 Milliarden Euro an – bei 7,5 Milliarden Euro
Steuereinnahmen. Das Geld wurde vor allem für Finanzspritzen an die Banken
verwendet.
Die Wirtschaft schrumpfte im Jahr 2010 um ein Prozent. Hier präsentiert sich
ein differenziertes Bild: Während die Binnennachfrage einbrach, glich das
stabile Wachstum beim Export dies im wesentlichen wieder aus. Die
Gesamtverschuldung liegt bei etwa 100 Prozent des BIP in Höhe von 164
Milliarden Euro im Jahr 2010. Die Arbeitslosigkeit erreichte im März 14,7
Prozent. Reuters
Vor allem die besonders stark unter ihrer hohen Verschuldung leidenden Länder verlieren den Anschluss an die Wirtschaft im Rest des Währungsraums. So schrumpfte die Wirtschaftsleistung zuletzt in Griechenland, Irland und Portugal.
Auch in Spanien bleibt das Wachstum schwach. „Der negative kurzfristige Einfluss einer schnellen Haushaltskonsolidierung dämpft die schwache private Nachfrage in den meisten dieser Länder“, erklärten die OECD-Experten.
Dennoch führe für die meisten Euro-Länder kein Weg um einen andauernden Sparkurs herum, um die steigende Verschuldung in den Griff zu bekommen. „Glaubwürdigere und detaillierte mehrjährige Haushaltspläne müssen aufgelegt werden“, forderte die OECD.
Arbeitslosenzahl sinkt nur gering
Der Sparkurs dämpfe den staatlichen Konsum. Die Aussichten für den privaten Verbrauch seien dagegen günstiger, schrieben die Experten: Eine bessere Lage am Arbeitsmarkt, niedrige Zinsen und ein höheren Verbrauchervertrauen machten den Gegenwind von steigenden Preisen wett. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 9,7 Prozent in diesem und 9,3 Prozent im kommenden Jahr sinken. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat im Mai 2011 ihre Wirtschaftsprognose vorgelegt. Diese Entwicklung sagt die OECD für ausgewählte Länder voraus... Deutschland BIP-Wachstum 2011: 3,4 Prozent2012: 2,5 Prozent FrankreichBIP-Wachstum 2011: 2,2 Prozent2012: 2,1Prozent GroßbritannienBIP-Wachstum 2011: 1,4 Prozent2012: 1,8 Prozent ItalienBIP-Wachstum 2011: 1,1 Prozent2012: 1,6 Prozent JapanBIP-Wachstum 2011: - 0,9 Prozent2012: 2,2 Prozent KanadaBIP-Wachstum 2011: 3,0 Prozent2012: 2,8 Prozent USA BIP-Wachstum 2011: 2,6 Prozent2012: 3,1 Prozent Euro-ZoneBIP-Wachstum 2011: 2,0 Prozent2012: 2,0 Prozent OECD-GesamtBIP-Wachstum 2011: 2,3 Prozent2012: 2,8 Prozent Quelle: OECD, Stand: Mai 2011
Zugleich lasse der Preisdruck ab 2012 wieder nach, wenn die Energie- und Lebensmittelpreise weniger stark stiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) könne sich daher mit Zinserhöhungen noch Zeit lassen: „Eine weitere Anhebung der Zinssätze ist nicht unmittelbar nötig.“ Die EZB hatte ihren Leitzins im April erstmals seit 2008 erhöht. Experten rechnen mit einem weiteren Zinsschritt im Sommer.
Die deutschen Firmen sehen kein Ende des Aufschwungs, wollen mehr investieren und neue Jobs schaffen. „Die Wirtschaftskrise ist Vergangenheit. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage sogar etwas besser als zum Höhepunkt des Booms 2007“, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zu seiner Umfrage unter gut 24.000 Firmen.
Die Unternehmen blickten so optimistisch in die Zukunft wie zuletzt vor rund vier Jahren. „Die Wirtschaft läuft auch in diesem Jahr auf vollen Touren“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Deshalb erhöhe der DIHK seine Wachstumsprognose für 2011 um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 Prozent. „Der Aufschwung setzt sich kraftvoll fort“, schreiben die DIHK-Experten. Die Binnenwirtschaft übernehme mehr und mehr Impulse vom Auslandsgeschäft. Sorgen bereitet den Firmen aber der Kostenschub: „Die Energie- und Rohstoffpreise werden mit der guten weltwirtschaftlichen Entwicklung aus Unternehmenssicht zum Konjunkturrisiko Nr. 1“, sagte Wansleben. „Sie erreichen mittlerweile nicht nur als Kostenfaktor für die Unternehmen schmerzliche Höhen, sondern dämpfen auch die Konsumlaune.“
Der Export brummt laut Umfrage weiter und verliert nur wenig an Tempo. Dank des guten Umfelds wagen die Betriebe wieder mehr Ausgaben: „Die Investitionsabsichten der Unternehmen verbessern sich noch einmal leicht und erreichen ein neues Rekordniveau.“ Dies erfasst die gesamte Breite der Wirtschaft und schiebt die Inlandsnachfrage an.
Zudem wollen die Firmen wieder mehr Jobs schaffen. „Industrie, Handel und Bau weisen so gute Beschäftigungspläne auf wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.“ Allerdings bremse der Fachkräftemangel den Personalaufbau spürbar. Betroffen seien etwa Zeitarbeit, die Gesundheitswirtschaft, IT- und industrienahe Dienstleister, das Baugewerbe sowie der Maschinenbau. „In diesem Jahr fällt die Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 2,8 Millionen – den niedrigsten Wert seit 20 Jahren“, sagte Wansleben.
Im ersten Quartal legte die Wirtschaft um 1,5 Prozent zu und übertraf damit bereits wieder das Niveau aus Zeiten vor der Krise Anfang 2008. Zwei Drittel des Wachstums kamen von der Binnennachfrage, Experten trauen der Wirtschaft 2011 das zweite Jahr in Folge ein Wachstum von mehr als drei Prozent zu. Das gab es seit der Wiedervereinigung noch nie. 2010 hatte es mit 3,6 Prozent den stärksten Zuwachs seit rund 20 Jahren gegeben.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (25.05.2011)
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