Nationalmannschaft: Die heikle Özil-Götze-Frage in Löws Titeltaktik
Auf diesen Luxus musste Joachim Löw bis zu seinem sechsten Amtsjahr warten. Der Bundestrainer kann Ausfälle wie Mario Gomez oder Sami Khedira locker verkraften, ein Ausnahmetalent wie Mario Götze ganz behutsam an höchste Aufgaben heranführen, einem Lieblingsspieler wie Lukas Podolski Druck machen und den Wettbewerb um die Stammplätze im Fußball-Nationalteam nach Herzenslust schüren. „Der Konkurrenzkampf ist in den letzten Monaten ausgeprägter geworden. Das war meine Zielvorstellung, das wollen wir fördern“, kündigte Löw an.
EM-Qualifikation: Live-Ticker - Deutschland vs. Österreich
Der 51-Jährige will möglichst schon beim EM-Turnier 2012 mehr als hochgelobte dritte (WM 2006, WM 2010) oder zweite Plätze (EM 2008) einfahren. „Priorität ist, dass wir uns weiterentwickeln, um beim nächsten Turnier Wichtiges zu erreichen“, erklärte Löw vor dem EM-Qualifikationsspiel am Freitag in Gelsenkirchen gegen Österreich.
Fördern und fordern – nach diesem Motto verfährt Löw auf dem Weg zum Turnier in Polen und der Ukraine, bei dem Spaniens Siegeszug beendet werden soll. Die langjährigen Nationalspieler erleben einen Chef, der dabei noch zielstrebiger und konsequenter zu Werke geht. „Er hat seine klare Vorgaben, die er der Mannschaft ganz klar mitteilt. Wer da nicht mitzieht oder das nicht umsetzt, hat dann auch keine Chance“, berichtete Abwehrchef Per Mertesacker.
Löw wolle den „maximalen Erfolg“, ergänzte Vizekapitän Bastian Schweinsteiger. Der Konkurrenzkampf habe eine neue Qualität: „Es gibt 25 bis 30 Spieler, die zur Nationalmannschaft gehören und auf hohem internationalen Niveau spielen können.“ Mertesacker spricht von „einer Luxussituation, wie ich sie noch nie erlebt habe“.
Die Voraussetzungen sind geschaffen, um nach 16 titellosen Jahren seit dem EM-Erfolg von Klinsmann, Sammer & Co 1996 in England im nächsten Jahr die Sehnsucht nach dem Turniertriumph zu stillen. „Ich hoffe, dass wir die hohen Erwartungen umsetzen können. Jeder möchte unbedingt einen Titel holen“, bekannte Schweinsteiger.
Auch Löw ist gefordert. Er hat das notwendige Spielermaterial - nun muss er den Titelschlüssel finden. Zur zentralen Frage wird die Besetzung des Mittelfeldes und damit die taktische Ausrichtung. Löw will „ein spielstarkes Mittelfeld mit drei variablen Leuten, die in der Lage sind, defensiv und offensiv gut zu arbeiten“. Fünf Spitzenkräfte drängen sich für die drei Planstellen auf: Die bewährten WM-Kräfte Schweinsteiger, Özil und Khedira sowie Jungstar Götze und Toni Kroos, den Löw als „Verbindungsmann“ zwischen der Sechser- und Zehnerposition bezeichnete.
Die Schlüsselfrage, die Löw beantworten muss, betrifft Özil und Götze. Und Löw möchte sie nicht mit Özil ODER Götze, sondern Özil UND Götze beantworten. Darum erprobt er zum bewährten 4-2-3-1-System mit zwei defensiven Mittelfeldmännern längst wie jüngst beim 3:2 gegen Brasilien das 4-1-4-1 mit zwei zentral offensiven Akteuren. BILANZ I
Das Duell zwischen Deutschland und Österreich am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Gelsenkirchen ist das 850. Länderspiel in der Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Seit der ersten Begegnung der DFB-Auswahl am 5. April 1908 (3:5 gegen die Schweiz in Basel) gab es 490 Siege, 172 Unentschieden und 187 Niederlagen. Das Torverhältnis aus allen 849 Länderspielen, in denen insgesamt 887 Nationalspieler eingesetzt wurden, lautet 1893:1006. BILANZ II
Joachim Löw betreut das deutsche Team beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich zum 70. Mal seit seinem Debüt als verantwortlicher Bundestrainer im August 2006. Seine Bilanz: 48 Siege, 11 Unentschieden und 10 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 166:52. In diesen 69 Länderspielen setzte Löw 71 Spieler ein und verhalf 46 Neulingen zu ihrer Premiere. Gegen Uruguay bei der WM 2010 gab Benedikt Höwedes als letzter Debütant seinen Einstand. BILANZ III
Die Bilanz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen Österreich ist positiv. 22 der bisherigen 36 Duelle gewann das deutsche Team bei einem Torverhältnis von 78:52, acht Spiele gingen verloren, sechsmal spielte man unentschieden. Der bislang letzte Sieg gelang am 3. Juni 2011 in Wien. Beim Qualifikationshinspiel traf Mario Gomez, der dieses Mal verletzungsbedingt fehlt, beim 2:1 doppelt. STATISTIK I
Löw feierte in Gelsenkirchen mit dem 3:0 gegen Schweden am 16. August 2006 ein erfolgreiches Debüt als Bundestrainer. Das bislang letzte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in Gelsenkirchen datiert vom 18. November 2009, damals trennten sich Deutschland und die Elfenbeinküste 2:2. In den Jahren zuvor hatte sich das zur Weltmeisterschaft 1974 erbaute Gelsenkirchener Parkstadion als gutes Länderspiel-Pflaster für das deutsche Team erwiesen. Schließlich blieb es dort in acht Begegnungen bei sechs Siegen und zwei Unentschieden ohne Niederlage. Darunter befindet sich auch eine Partie gegen Österreich. Am 5. Oktober 1983 gab es ein 3:0. STATISTIK II
Gelsenkirchen ist beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich zum 15. Mal Schauplatz eines Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft. Die WM-Arena ist dabei zum siebten Mal Austragungsort. Premiere in dem am 13. August 2001 als „Arena AufSchalke" eröffneten Stadion war für das deutsche Team am 6. Oktober 2001 beim 0:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland. Während der WM-Endrunde 2006 wurden in der Arena vier Vorrundenspiele und das Viertelfinale zwischen England und Portugal ausgetragen. REKORDSPIELER
Die „ewige" Rekordliste der Nationalspieler führt nach wie vor Lothar Matthäus an. Der Nationaltrainer Bulgariens spielte zwischen 1980 und 2000 150-mal für die DFB-Auswahl. Miroslav Klose liegt mit 110 Einsätzen auf dem zweiten Platz und ist somit auch der erfahrenste Akteur des aktuellen Kaders. Lukas Podolski absolvierte beim 3:2 gegen Brasilien in Stuttgart am 10. August sein 90. Länderspiel. Der 26-Jährige zog damit mit Rudi Völler gleich und belegt mit dem ehemaligen Teamchef gemeinsam den 15. Platz. REKORDTORSCHÜTZEN
In der „ewigen" Torjägerliste des DFB liegt Klose mit 61 Toren ebenfalls auf Rang zwei und als bester aktiver Nationalspieler noch sieben Treffer hinter Gerd Müller, der in 62 Länderspielen sagenhafte 68 Treffer für das deutsche Team erzielt hatte. Mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum 1:0 gegen Brasilien in Stuttgart (Endstand 3:2) verbesserte sich Bastian Schweinsteiger auf den 21. Platz. Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler von Bayern München hat 22 Treffer auf dem Konto. EM-QUALIFIKATION
Die Bilanz der deutschen Nationalmannschaft in der Qualifikation zu Europameisterschaften ist beachtlich: In insgesamt 81 Begegnungen seit 1967 gab es 57 Siege bei nur sieben Niederlagen und 17 Unentschieden. Vor der 0:3-Niederlage gegen die Tschechische Republik am 17. Oktober 2007 in München war die deutsche Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation sogar neun Jahre ungeschlagen geblieben. GELBSPERREN
Fünf Spieler der deutschen Nationalmannschaft sind mit einer Gelben Karte aus den vorangegangenen EM-Qualifikationsspielen belastet: Cacau, Benedikt Höwedes, Mario Gomez, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil. Bei einer weiteren Verwarnung wären sie automatisch für das nächste Ausscheidungsspiel zur EM 2012 gesperrt. SCHIEDSRICHTER
Das Spiel wird von Schiedrichter Paolo Tagliavento aus Italien geleitet. TRIKOTS
Die deutsche Nationalmannschaft wird gegen Österreich in weißen Trikots, schwarzen Hosen und weißen Stutzen auflaufen. Die Gäste spielen in roten Trikots, weißen Hosen und roten Stutzen.
Denn Löw sieht Götze „dauerhaft im Zentrum“, da, wo auch Özil am stärksten ist. „Da hat Götze alle Möglichkeiten, da hat er das Spiel in der Tiefe und der Breite vor sich. Mario ist ein Spieler, der außergewöhnliche Pässe spielen kann.“ Auf den Außenbahnen möchte Löw „eher Spieler, die ständig tief und in die Schnittschnellen gehen“, so wie Thomas Müller, Lukas Podolski oder André Schürrle.
Für Löw ist es keine Frage, dass Götze und Özil „hervorragend zusammenspielen können, auch wenn das in der Nationalmannschaft noch nicht so praktiziert worden ist“. Im Ernstfall gegen Österreich wollte er dieses Experiment nicht von Anfang an wagen, auch weil er den 19-jährigen Dortmunder behutsam aufbauen möchte. „Mario Götze hat viele Spiele vor sich, jetzt auch in der Champions League. Es ist nicht ganz so einfach, in einer so kurzen Zeit so einen Sprung zu machen“, mahnte der Bundestrainer. Für dieses Video wurde kein passender Videoplayer gefunden. Zum abspielen dieses Videos benötigen Sie einen aktuellen Adobe© Flash Player.
Der Praxistest mit Özil und Götze wird kommen. Und wenn es dann in neun Monaten bei der EM ernst wird, entscheidet auch die Qualität des Gegners mit. „Es wird auch Spiele geben, wo man ein Stück defensiver spielen muss“, betonte Schweinsteiger. Bis dahin will Löw die neue Qual der Wahl genießen: „Als Trainer ist man da sehr glücklich.“
BUNDESLIGA LIVE BUNDESLIGA-TABELLE
|
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (02.09.2011)
W
|
Aufrufe: 175
| Rating: 0.0/0 |
|
|
Statistik |
Insgesamt online: 1 Gäste: 1 Benutzer: 0 |
|