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Geiseldrama von Kleinmachnow: Kindesentführer muss neun Jahre in Haft
Knapp ein halbes Jahr nach der Entführung einer Vierjährigen aus Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) ist der Täter zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Damit folgte das Landgericht Potsdam dem Antrag von Staatsanwalt Jörg Möbius. „Diese Tat war von Anfang bis Ende durchgeplant“, sagte Richter Andreas Dielitz.
Der Berliner Unternehmer habe die Opferfamilie ausspioniert. Zudem habe der 45-Jährige gezielt ein junges, hilfloses Kind ausgewählt, weil von diesem wenig Gegenwehr zu erwarten war. „Sie haben der Familie großes Leid zugefügt“, sagte Dielitz.
Eine Tat aus krimineller Energie
Der Angeklagte hatte gestanden, das Mädchen am 10. Februar entführt und die Mutter mit einer Sichel bedroht zu haben. Erst nach Zahlung von 60.000 Euro Lösegeld und nach etwa 13 Stunden hatte er das Kind freigelassen. Als Motiv hatte er 36.000 Euro Schulden genannt. Die 4. Strafkammer bewertete die Tat – wie angeklagt – als erpresserischen Menschenraub und schwere räuberische Erpressung.
Die Planung wirke teils naiv, dennoch sei sie wohlüberlegt gewesen, so der Richter. Wie auch der Staatsanwalt sah das Gericht nur wenig Gründe für eine Strafmilderung. So sei der 45-Jährige, selbst Vater dreier Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren, voll schuldfähig.
Seine Tat zeuge von krimineller Energie. „Sie zogen es planmäßig von Anfang bis Ende durch“, so der Richter. „Das Erschreckende ist, dass die Entführung jeden anderen in Kleinmachnow hätte treffen können, der in ähnlichen Verhältnissen lebt.“
Glimpfliches Ende vor allem der Mutter zu verdanken
Das glimpfliche Ende der Entführung sei vor allem der Mutter zu verdanken, die vorbildlich mitgearbeitet habe, und dem Einsatz der Polizei. Dem Geständnis des Angeklagten maß das Gericht angesichts der erdrückenden Indizien viel Bedeutung bei. Schließlich sei der geschiedene Familienvater unmittelbar nach der Freilassung des Mädchens in der Nähe des Tatorts mit dem Geld im Auto gefasst worden.
Zugunsten des Angeklagten werteten die Richter, dass dem Kind während der Entführung kein weiteres Leid zugefügt wurde. Das Entführungsopfer und seine Eltern müssten jedoch lebenslang die Folgen der Tat ertragen.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. „Wir müssen es erstmal sacken lassen“, sagte Verteidiger Karsten Beckmann. Er hatte sechseinhalb Jahren Haft gefordert. Sein Mandant hat nun eine Woche Zeit, zu überlegen, ob er Rechtsmittel einlegt. Der 45-Jährige hatte vor Gericht tiefe Reue gezeigt. „Ich habe zwei Familien zum Opfer gemacht“, sagte er im Schlusswort. „Ich bitte im Namen meiner Kinder um ein mildes Urteil.“
Das erste Opfer einer Entführung in der Bundesrepublik war 1958 der siebenjährige Joachim Goehner in Stuttgart. Ein Hilfsarbeiter tötete das Kind und forderte dann 15.000 Mark Lösegeld. Weitere Entführungsfälle:
13. November 1973: Die Tochter des Wienerwald-Besitzers Friedrich Jahn, Evelyn, wird in München verschleppt und für drei Millionen Mark Lösegeld zwei Tage später freigelassen. Die Entführer werden gefasst.
25. Juli 1980: In Italien werden die Töchter des Fernsehjournalisten Dieter Kronzucker und einer ihrer Cousins im Ferienhaus bei Siena entführt. Nach der Zahlung von 2,3 Milliarden Lire (4,3 Millionen Mark) Lösegeld werden sie nach 68 Tagen, am 1. Oktober, freigelassen. Einer der mutmaßlichen Entführer, der Italiener Giovanni Farina, wird in Bogota verhaftet.
15. September 1981: Die zehnjährige Ursula Herrmann wird beim Radfahren in Eching am Ammersee entführt. Der Täter sperrt sie in eine Holzkiste, die zuvor im Wald vergraben wurde. Weil das Luftrohr nicht funktioniert, erstickt das Mädchen. 29 Jahre später, am 25. März 2010, verurteilt das Landgericht Augsburg den damaligen Nachbarn der Familie Herrmann, Werner M., in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft.
18. Dezember 1981: Die achtjährige Nina von Gallwitz wird auf dem Schulweg in Köln gekidnappt. Erst nach fünf Monaten, am 17. Mai 1982, kommt sie gegen Zahlung von 1,5 Millionen Mark frei. Die Täter sind unbekannt.
21. Januar 1985: Ein Enkel des Verlegers Axel Caesar Springer, Axel Sven, wird aus einem Internat in der Schweiz entführt. Das geforderte Lösegeld von 15 Millionen Mark wird nicht gezahlt. Der Junge wird dennoch freigelassen. Die vier Täter werden gefasst und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
23. Dezember 1987: Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker zahlt 9,6 Millionen Mark für die Freilassung seiner Kinder Lars und Meike. Erst 1999 werden die Entführer zu jeweils 13 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
16. Januar 1991: Der sechsjährige Peter Fiszman und seine siebenjährige Schulfreundin werden in Köln verschleppt und drei Tage später freigelassen. Die zwei Täter, der Malermeister Rainer Körppen und sein Sohn Sven, werden 1998 verurteilt, nachdem sie Peters Onkel, den Frankfurter Kaufmann Jakub Fiszman, entführt und ermordet haben.
Sie verschleppen ihn am 1. Oktober 1996 in Frankfurt beim Verlassen seines Büros und sperren ihn in eine Garage in Langen ein. Die Täter bringen den 40-Jährigen um und kassieren danach vier Millionen Mark Lösegeld. Rainer Körppen wird zu lebenslanger Haft mit Sicherheitsverwahrung verurteilt, sein Sohn zu zwölf Jahren Haft.
Die Täter haben außerdem am 1. September 1993 den 31-jährigen Sohn eines Offenbacher Fleischgroßhändlers in Dietzenbach entführt und in einer Holzkiste gefangen gehalten. Für zwei Millionen Mark kommt das Opfer in Wiesbaden frei.
August 1996: Ende August wird im brandenburgischen Velten die zehnjährige Nicole von ihrer Tante und deren Lebensgefährten entführt. Tage später finden niederländische Polizisten das Mädchen schließlich nach Hinweisen aus der Bevölkerung auf einem Campingplatz bei Groningen. Offenbar sollte das Kind zur Prostitution gezwungen werden, konnte aber noch vorher in die Obhut der Eltern zurückgegeben werden.
14. September 1997: Am 14. September wird der 20-jährige Gastwirtssohn Matthias Hintze aus dem brandenburgischen Geltow von zwei Kriminellen entführt und in eine Erdgrube bei Waren/Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) gebracht. Obwohl Hintze nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bereits zwei Tage nach der Verschleppung in seinem Verließ erstickte, forderten die Kidnapper mehrere Wochen lang eine Million Mark von den Eltern. Die aus Russland stammenden Täter wurden später in Berlin festgenommen.
24. Oktober 1998: Der neunjährige Falko wird in Gera auf offener Straße entführt. Die Polizei macht den Täter mit einer Fangschaltung ausfindig und befreit den Jungen am 2. November 1998. Der Täter, ein verschuldeter 35-jähriger Geschäftsmann, fordert 10,1 Millionen Mark. Das Leipziger Landgericht verurteilt ihn später zu achteinhalb Jahren Haft.
27. September 2002: Der Jura-Student Magnus Gäfgen lockt den elfjährigen Frankfurter Bankierssohn Jakob in seine Wohnung in Frankfurt und erstickt ihn mit Klebebändern. Beim Abholen des Lösegelds von einer Million Euro beobachtet ihn die Polizei. Gäfgen wird zu lebenslanger Haft verurteilt.
29. März 2006: Drei Männer dringen als Paketboten getarnt in die Wohnung einer Unternehmer-Familie ein. Sie fesseln die Großmutter eines zweijährigen Jungen und verschleppen das Kind. In einem Telefonanruf fordern sie 1,5 Millionen Euro. Die Polizei kommt ihnen auf die Spur und befreit das Kind.
13. März 2009: Zwei Täter erpressen von einem Familienvater im Südschwarzwald mit vorgehaltener Pistole an der Haustür 1.500 Euro und verschleppen seine zweijährige Tochter. Sie fordern eine zweistellige Millionensumme. Die Polizei befreit das Kind nach 37 Stunden.
10. Februar 2011: In Kleinmachnow bei Berlin ergreift ein maskierter Mann ein vierjähriges Mädchen, bedroht die 41 Jahre alte Mutter vor ihrem Wohnhaus mit einer Waffe und übergibt ihr einen Zettel mit einer Lösegeldforderung.
Er sagt, er werde das Kind entführen und sich später bei ihr melden. Am frühen Abend ruft er die Familie an. In Fürstenwalde wird ihm danach Lösegeld übergeben. Er lässt das Mädchen frei. Spezialeinsatzkräfte der Polizei nehmen ihn noch am Abend fest.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (05.08.2011) W
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