Euro-Krise: Wie gefährlich wäre eine Pleite Griechenlands?
Es könnte die schwierigste Entscheidung in der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU) werden: Wird sie Griechenland irgendwann in die Pleite rutschen lassen, wenn sich die Lage bei den Hellenen nicht bessert? Zumindest schließt die Bundesregierung die Option nicht mehr aus. Der Schritt könnte helfen, die Schuldenkrise zu lösen. Er könnte sie aber auch richtig eskalieren lassen. Was spricht für und was gegen die geordnete Insolvenz?
Folgen für Griechenland
Pro: Die Athener Regierung kann so viel sparen, wie sie will, den enormen Schuldenberg von mehr als 350 Milliarden Euro wird das kleine Land nie abbauen können. An der Pleite führt kein Weg vorbei. Alle Milliardenüberweisungen zögern das Unvermeidliche nur hinaus und machen es noch teurer. Das Land muss seinen Gläubigern beichten, dass es seine Schulden zumindest nicht vollständig zurückzahlen wird. Nach einem solchen Schnitt wäre ein Neuanfang möglich. Ohne die Last der hohen Zinsen kann wieder investiert werden, der Sparkurs muss nicht ganz so dramatisch ausfallen. Unternehmen und Verbraucher fassen Vertrauen und geben wieder Geld aus. Das Wachstum kehrt zurück.
Contra: Nach der Staatspleite gerät eine ganze Reihe von griechischen Banken in Schieflage. Die Versorgung der Wirtschaft mit Geld bricht endgültig zusammen. Die Rezession verschärft sich weiter. Deshalb schafft es die Athener Regierung trotz Schuldenschnitt nicht, die Staatsfinanzen unter Kontrolle zu bringen. Am Ende bleibt dem Land nur ein Ausweg: Es muss aus der Euro-Zone austreten. Erst durch die Wiedereinführung der schwachen Drachme hat es eine Chance, wettbewerbsfähig zu werden.
Auswirkungen auf die Euro-Zone
Pro: So paradox es klingt: Durch die Pleite beruhigt sich die Krise in Europa. Griechenland war ein ständiger Unruheherd. Jedes Quartal reisten Prüfer der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Athen. Und jedes Mal verunsicherten Gerüchte über eine Zahlungsunfähigkeit die Märkte. Damit hat es nun ein Ende – und das ohne Schrecken. Denn die meisten Anleger haben längst mit einer Pleite gerechnet. Anfangs steigen die Risikoaufschläge für Spanien und Italien zwar leicht, aber das kann mithilfe des erneuerten Rettungsschirms EFSF abgedämpft werden. Nachdem nun nicht mehr ständig Horrornachrichten aus Athen die Anleger verunsichern, registrieren sie endlich auch, dass die anderen Sorgenkinder Fortschritte machen. Die Lage in Portugal und vor allem in Irland bessert sich. Durch die Pleite wurde der Problemfall Griechenland isoliert.
Contra: Nachdem Griechenland Zahlungsunfähigkeit angemeldet hat, geht die Krise erst richtig los. Sofort fürchten die nervösen Märkte weitere Pleiten. Der Plan, Irland und Portugal langsam aus den Hilfsprogrammen zu entlassen und an die Kapitalmärkte zurückzuführen, kann beerdigt werden. Schlimmer noch: Die Krise greift auf Spanien und Italien über. Die Risikoaufschläge steigen für sie, nach kurzer Zeit schon sind die Zinsen so hoch, dass sich die Länder nicht mehr finanzieren können.
Auch der vergrößerte Rettungsschirm ist keine Hilfe. Zwar wird noch versucht, Spanien zu stützen, aber für Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, reicht das Geld nicht. Zumal auch Frankreich mittlerweile kritisch von den Anlegern beäugt wird. Paris verliert die beste Bonitätsnote und fällt damit als Helfer aus. Und Deutschland ist als einziger großer Retter überfordert. Ein Land nach dem anderen droht in die Pleite zu rutschen. Die Euro-Zone bricht auseinander.
Konsequenzen für die Banken
Pro: Die Finanzinstitute hatten fast zwei Jahre Zeit, sich auf die Pleite Griechenlands vorzubereiten. Und das haben viele auch getan: Sie haben ihr Eigenkapital aufgebessert. Und sie haben ihre griechischen Staatsanleihen abgestoßen. Dafür müssen nun zwar andere bluten, etwa die EZB und damit der Steuerzahler. PORTUGALAngesichts der Hilfszusagen von 78 Milliarden Euro im vergangenen Mai gibt sich das Land als Musterschüler. Alles deutet daraufhin, dass 2011 das Ziel, das Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent (2010) auf 5,9 Prozent zu senken, erreicht wird. Die Regierung kürzt Renten, Gehälter sowie das Arbeitslosengeld und hebt die Steuern an. Der öffentliche Dienst soll schlanker, Staatsbesitz schneller privatisiert werden. ITALIENDie Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi will ein zweites Sparpaket von geschätzten 54,2 Milliarden Euro durchs Parlament bringen. Zusammen mit einem im Juli beschlossenen Maßnahmenbündel sollen insgesamt rund 100 Milliarden eingespart werden. Analysten kritisieren aber, dass die Wirtschaft zu wenig wächst. IRLANDIm November 2010 stand das Land wegen seines maroden Bankensystems vor der Pleite. Dublin bekommt Kredite von gut 85 Milliarden Euro aus dem Rettungsschirm. Irland will bis 2013 den Haushalt und den Bankensektor wieder auf Vordermann bringen. Bis 2015 soll dann das Etatdefizit wieder unter dem erlaubten Limit von drei Prozent des BIP liegen. GRIECHENLAND Athen wird bislang mit einem 110 Milliarden Euro schweren Hilfspaket geholfen. Ein zweites Rettungspaket sieht weitere 109 Milliarden Euro vor. Die Regierung hat sich verpflichtet, sechs Milliarden Euro in diesem Jahr und bis Ende 2015 weitere 22 Milliarden Euro durch Bekämpfung der Steuerhinterziehung und Verschlankung des Staates zu sparen. Der Verkauf von Staatsbesitz soll bis 2015 gut 50 Milliarden in die Staatskasse spülen. SPANIENDie Regierung in Madrid wird nicht müde zu versichern, keine internationale Hilfe beanspruchen zu müssen. Spanien muss nach wie vor hohe Zinsaufschläge für frische Kredite bezahlen. Um Schlimmeres zu verhindern kaufte die EZB spanische und italienische Staatsanleihen. Die Regierung verankerte inzwischen mit der Opposition eine Schuldenbremse in der Verfassung. Der Sparkurs verärgert die Spanier, die seit Wochen zu Tausenden demonstrieren. Stand 8.9.2011 Doch große Verwerfungen im Finanzsektor bleiben dadurch aus. Einige europäische Banken, darunter auch Landesbanken in Deutschland, haben zwar Schwierigkeiten, da sie Abschreibungen auf die Anleihen vornehmen müssen. Sie werden aber indirekt durch den Euro-Rettungsschirm gestützt. Die Lage beruhigt sich schnell. Die befürchtete neue Finanzkrise bleibt aus.
Contra: Die Abschreibungen auf die Staatsanleihen sind überhaupt nicht der entscheidende Punkt. Man weiß mittlerweile sehr gut, wer wie viele Papiere in den Büchern hat. Den betroffenen Banken kann geholfen werden. Das Problem ist ein anderes: Die Finanzhäuser haben sich mit Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps – CDS) abgesichert. Aber niemand hat einen Überblick, wo sich diese CDS-Papiere befinden. Wer muss am Ende für die Pleite Griechenlands zahlen?
Wer wird mit in den Pleitestrudel gerissen? Die Unwissenheit führt zu Unsicherheit. Keine Bank traut mehr der anderen. Man leiht sich untereinander kein Geld, da man sich nicht sicher sein kein, ob man es jemals zurückbekommt. Es bricht eine zweite Finanzkrise aus. Vor drei Jahren wurde sie durch die Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers ausgelöst, dieses Mal ist es Griechenland. Auf die Idee, noch ein Euro-Land pleitegehen zu lassen, kommt nun niemand mehr.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (13.09.2011)
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