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Entwicklungshilfe: Bill Gates will G-20-Chefs für die Armen begeistern
Das gab es noch nie: Ein Privatmann spricht – und die versammelten Regierungschefs der Welt hören zu. Bill Gates, Gründer von Microsoft und welt-großzügigster Spender, wird den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern seine Vorschläge zur künftigen Finanzierung der Entwicklungshilfe präsentieren.
Billig wird das nicht. „Die meisten Industrieländer brauchen zusätzliches Geld für ihre Hilfe", sagt Gates. Und er schlägt gleich drei unterschiedliche Steuern vor, um dieses Geld einzutreiben: Die Erhöhung der Tabak-Steuern ist sein persönlicher Favorit. Aber auch Abgaben auf Flugbenzin und Schiffstreibstoff oder Geschäfte an den Finanzmärkten wären ihm recht, wenn sie denn den Ärmsten zu Gute kommen.
Welt Online: Es sieht so aus als müssten die reichen Euro-Länder über viele Jahre Entwicklungshilfe zum Beispiel an Griechenland leisten. Geraten da die Ärmsten Länder nicht aus dem Fokus?
Als Gründer und Chef von Microsoft wurde er zum reichsten Mann der Welt. Heute ist Bill Gates der weltgrößte Stifter. Im Jahr 2008 zog sich aus dem Tagesgeschäft beim Softwarekonzern und wurde zum Vollzeit-Wohltäter.
Seine Bill & Melinda Gates Foundation ist mit einem Vermögen von 36,3 Milliarden Dollar die mit Abstand größte Privatstiftung der Welt. Sie gab im Jahr 2010 rund 2,6 Milliarden Dollar aus.
Die Schwerpunkte der Arbeit liegen beim Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Gates unterstützt weltweite Impfkampagnen, gibt Geld für den Kauf von Moskitonetzen und investiert in die Forschung an neuen Medikamenten und besserem Saatgut.
Gemeinsam mit der Investoren-Legende Warren Buffett überzeugte Gates mit der Initiative „The Giving Pledge“ seit 2010 fast 60 Milliardäre, einen großen Teil ihres Vermögens für wohltätige Zwecke abzugeben. imi
Bill Gates: Das ist eine echte Gefahr. Die aktuelle Wirtschaftskrise darf uns nicht davon abbringen, den ärmsten Ländern zu helfen. Das wäre kurzsichtig und äußerst unklug – auch im eigenen Interesse. Diese Länder haben ein riesiges Angebot an Lebensmitteln, Rohstoffen und Arbeitskräften, ganz abgesehen von ihrer eigenen Nachfrage für die Güter und Dienstleistungen der reicheren Länder. Sie werden schon bald ein wichtiger Teil der Weltwirtschaft sein. Die Ausgaben für Hilfe und Innovationen bei den Ärmsten sind Investitionen, die sich sehr gut rentieren werden.
Welt Online: Die Staats- und Regierungschefs der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer haben Sie gebeten, neue Geldquellen für die Entwicklungsländer zu finden. Sollen Sie Ersatz suchen, damit die Staaten ihre eigene Hilfe herunterfahren können?
Gates: Die meisten Industrieländer brauchen keinen Ersatz, sondern zusätzliches Geld für ihre Hilfe. Nur so können sie ihr selbst gestecktes Ziel von 0,7 Prozent der Wirtschaftskraft für die Ärmsten erreichen. Wichtig ist auch, dass die Hilfe auf Bereiche gebündelt wird, die wirklich großen Einfluss auf die Entwicklung haben: Dazu gehören zum Beispiel Innovationen in der Landwirtschaft wie ertragreichere oder genügsamere Sorten, oder auch neue Impfungen wie gegen tödliche Rotaviren oder Lungenentzündung. Wer nur kurzfristig denkt, bekämpft eine Hungersnot nach der anderen, anstatt den Bauern zu helfen, produktiver zu werden. Die Krise am Horn von Afrika zeigt, was passiert, wenn Investitionen in die Zukunft ausbleiben.
Welt Online: Sie fürchten also keine Kürzungen bei der Entwicklungshilfe?
Sie vertreten zusammen rund 4,4 Milliarden Menschen und fast 90 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft: Die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20). Genau genommen sind es neben den Vertretern der Europäischen Union nur 19 Staaten: Die USA, Japan, Deutschland, China, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Brasilien, Russland, Indien, Südkorea, Australien, Mexiko, Türkei, Indonesien, Saudi-Arabien, Südafrika und Argentinien.
In diesem Jahr hat Frankreich den G-20-Vorsitz. Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs findet am 3. und 4. November in Cannes statt. Zum Gipfel sind Vertreter aus Äthiopien, Äquatorialguinea, Singapur, Spanien und den Vereinigen Arabischen Emiraten eingeladen.
Neben der aktuellen Euro-Krise steht auch die Entwicklungspolitik auf dem Programm. Zum ersten Mal in der Geschichte baten die G 20 einen Privatmann, hierzu einen Bericht mit seinen Vorschlägen abzuliefern: Den einstigen Chef von Microsoft und weltgrößten Stifter Bill Gates. imi
Gates: Das ist letztlich eine politische Entscheidung. Die Haushalte der Europäer stehen unter enormem Druck. Aber Hilfe macht maximal ein bis 1,5 Prozent der Ausgaben aus. Das Geld für Mückennetze gegen Malaria, Impfungen für Kinder oder Medikamente für Aids-Kranke könnten sie natürlich streichen. Aber das sind genau die Ausgaben, die direkten Einfluss auf Menschenleben haben. Wenn ein Aids-Kranker keine Medizin bekommt, stirbt er. Ich hoffe nicht, dass die Staatschefs dort sparen wollen.
Welt Online: In Ihrem Bericht schlagen Sie den G-20-Ländern wahlweise eine Finanztransaktionssteuer, die Erhöhung der Tabaksteuern oder Steuern auf Kerosin und Schiffstreibstoff vor, um zusätzliche Mittel für die Entwicklungshilfe zu generieren. Welches ist Ihr persönlicher Favorit?
Gates: Mir ist eigentlich alles recht, was Geld für die Ärmsten bringt. Mein persönlicher Favorit ist vielleicht die Tabak-Steuer. Das ist eine klare Win-Win-Einnahme. Wenn die Steuer steigt, gibt es weniger Raucher und weniger Menschen werden krank. Und die Einnahmen können auch noch für einen guten Zweck verwendet werden. Auch die CO2-Steuer ist nicht schlecht. Sie verteuert Treibstoff für Transporte und bereitet damit den Weg für Innovationen zum Schutz des Klimas. Und es sind ja gerade die Bauern in Afrika, die unter der Erderwärmung am meisten leiden werden. Übrigens erstaunt mich auch, dass die in Großbritannien seit Jahrhunderten erhobene Steuer auf inländische Wertpapiergeschäfte nicht in mehr Ländern Schule macht. Die generiert ziemlich hohe Einnahmen und hat London als Finanzplatz offensichtlich nicht geschadet.
Bill Gates ist der erste Privatmann, der den Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer einen Vortrag halten darf. Sein Bericht zur Finanzierung der Entwicklungshilfe im 21. Jahrhundert umfasst 13 Seiten. Hier die wichtigsten Punkte:
ErstensDie Industrie- und Schwellenländer dürfen ihre Hilfe für die Ärmsten auch in der Krise nicht zurückfahren.Im Gegenteil: Sie müssen sich Schritt für Schritt bemühen, ihr Versprechen einzuhalten, bis 2015 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftskraft für die Entwicklungshilfe auszugeben.
ZweitensInnovationen sind der Schlüssel für Entwicklung.In den vergangenen Jahrzehnten haben zum Beispiel Impfungen und Verbesserungen in der Landwirtschaft Millionen von Menschenleben gerettet.Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer sollten im Rahmen von Forschungspartnerschaften u.ä. künftig verstärkt gemeinsam an Neuerungen arbeiten.
DrittensIn dem Bericht schlägt Gates drei Steuerarten vor, um mehr Geld für die Entwicklungshilfe aufzubringen:Eine Erhöhung der Tabak-Steuern,die Besteuerung von Kerosion und Schiffstreibstoffoder Abgaben auf Transaktionen an den Finanzmärkten.
ViertensZusätzliches Geld will Gates über die großen Staatsfonds mobilisieren.Diese Fonds, die Kapital im Auftrag von Staaten wie Saudi-Arabien, China oder Norwegen anlegen, könnten auch in Infrastrukturprojekte in Entwicklungsländern investieren.
FünftensUm mehr Geld aus dem eigenen Land für den Bau von Straßen, Schulen und Gesundheitszentren zu verwenden, sollten die Regierungen der Entwicklungsländer entschiedener gegen Korruption und Missmanagement vorgehen.Wichtig ist es, Regeln bei der Ausbeutung der landeseigenen Rohstoffe durchzusetzen.Bis heute geht in Ländern wie Uganda ein großer Teil dieser Wertschöpfung komplett an der Staatskasse vorbei.
SechstensDie G-20-Staaten sollten strenge Transparenzregeln für sämtliche Minen und Ölfirmen durchsetzen, die auf ihren Aktienmärkten gehandelt werden.Außerdem sollten sämtliche Geschäfte, die natürliche Ressourcen wie Land oder Holz betreffen, offen gelegt werden.Das würde den Ausverkauf eines Landes durch korrupte Regierungen erschweren.
SiebtensHilfe kann noch effizienter werden.Sie sollte sich darauf konzentrieren die selbstgesteckten Millenium-Ziele zur Bekämpfung der Armut zu erreichen.Dazu könnten verschiedenen Geldgeber ihre Mittel auch zusammenbringen, wie zum Beispiel beim Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.Für sämtliche Programme soll es Evaluationen geben.
AchtensPrivate Investoren in Sozialunternehmen und Unternehmungen mit Rendite-Absicht können gute, neue Ansätze in die Entwicklungspolitik einbringen.Hier sollte die Politik offen sein für neue Weg.
NeuntensÜberweisungen von Arbeitskräften im Ausland in ihre alte Heimat sollten billiger werden.Bisher nehmen viele Banken für Transfers in Entwicklungsländer große Aufschläge.Auch könnten sich Menschen fern der Heimat mit Anleihen an der Finanzierung von Infrastrukturprojekten beteiligen.
Welt Online: China ist aktiv in der Entwicklungshilfe und kooperiert seit Neustem auch mit der Gates-Stiftung. Gleichzeitig kauft das Land in großem Stil Boden und Zugänge zu Rohstoffen in Afrika. Sollten sich die Regierungen der Entwicklungsländer besser gegen einen solchen Ausverkauf schützen?
Gates: Bei den Landkäufen wird in der Berichterstattung viel übertrieben. Da gab es bisher erst wenige Einzelfälle. Und manche Geschäfte können durchaus Nutzen für beide Seiten bringen. Wenn ein Land investiert, Infrastruktur aufbaut und dabei den Menschen auch noch beibringt, wie sie Felder bestellen, kann das sehr gut sein.
Welt Online: Wenn allerdings Kohle und andere Rohstoffe in Massen nach China exportiert werden, haben die Menschen in Afrika wenig davon.
Gates: Wer kauft denn die meiste Energie aus Afrika? Das ist Europa. Und ist das schlecht? Nein. Natürlich muss man aufpassen, dass es keine Bestechung gibt. Dass ordentliche Preise gezahlt werden. Da gab es von Europa 2003 eine sehr gute Initiative zur Transparenz in der Rohstoffwirtschaft (EITI). Darin verpflichten sich Staaten, sämtliche Geldströme von rohstofffördernden Unternehmen an sie offen zu legen. Das erschwert Korruption und Unterschlagung. Außerdem sollten sämtliche G-20-Staaten strenge Transparenzregeln für Minen und Ölfirmen durchsetzen, die an ihren Aktienmärkten gehandelt werden. In diesem Punkt sind die USA gerade voran gegangen. Dort müssen Zahlungen dieser Unternehmen an Regierungen nun offen gelegt werden. Wenn Europa folgt, wird sich auch China dem sicher nicht entziehen.
Welt Online: In welcher Rolle hatten sie mehr Einfluss in der Welt, als Gründer und Chef von Microsoft oder als Wohltäter?
Gates: Das ist ziemlich schwer zu vergleichen. Teil zu haben an der Erfindung von Computern, Software und dem Internet hatte sicherlich sehr positiven Einfluss in der Welt. Und es hat viel Spaß gemacht. Außerdem habe ich viel über Innovationen und langfristiges Denken gelernt. Heute ist die Arbeit in der Stiftung mein Vollzeit-Job. Hier geht es mehr um die Technologie für neues Saatgut oder Impfungen und nicht um Computerchips und Software. Die Art, ein Problem zu durchdenken ist aber gar nicht so unterschiedlich. Welche Lösungsansätze gibt es? Wie bringt man die richtigen Menschen zusammen? Und wenn wir Erfolge haben, wie bei den neuen Impfungen oder Samen, die auch Fluten überstehen, dann ist das großartig.
Welt Online: Herr Gates, wie fühlt es sich an, wenn einen die 20 mächtigsten Menschen der Welt um Rat bitten?
Gates: Ich bin ein bisschen nervös, ehrlich. Ich halte ja viele Reden und fühle mich normalerweise recht wohl dabei. Dieses Mal habe ich aber lange geübt und viele Menschen um Rat gefragt. Ich habe hart an dem Bericht gearbeitet und bin sehr froh damit. Aber in den 75 Minuten dort auf dem Podium muss ich alles geben. Ich muss meine beste Arbeit überhaupt abliefern. Die Staats- und Regierungschefs haben ja enorm viele drängende Probleme. Ich aber will sie für notwenige Investitionen in die mittlere Zukunft begeistern. Ich will ihnen zeigen, was sie mit der Hilfe für die Ärmsten alles erreichen können.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (03.11.2011) W
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