Bio-Boom: Warum Deutsche Vorreiter beim Ökowahn sind
Öko ist überall: E-Plus bringt einen Umwelttarif auf den Markt, Audi und VW investieren in Wind- und Solarenergie, Krombacher rettet schon länger den Regenwald und der Sportartikelhersteller Puma legt seine erste Klimabilanz vor. Das Thema Nachhaltigkeit gehört heute zum guten Ruf.
Doch in erster Linie geht es den Unternehmen natürlich darum, dass sich das gute Image in Form von steigenden Gewinnen niederschlägt. Doch geht diese Rechnung auf? Folgen die Kunden den Kampagnen?
Zumindest in der Lebensmittel- und Textilbranche sei großes Wachstum möglich, sagt Martin Kreeb vom Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim. Das Marktpotenzial für nachhaltige Produkte liegt in diesen Branchen bei 25 bis 30 Prozent, wie eine Studie der Universität herausgefunden hat. Die billigsten Ökostrom-Tarife in ausgewählten Städten... Berlin Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 643 Euro Berlin Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 643 Euro Berlin Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 697 Euro Hamburg Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 651 Euro Hamburg Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 656 Euro Hamburg Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 703 Euro München Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 592 Euro München Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 593 Euro München Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 655 Euro Köln Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 626 Euro Köln Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 631 Euro Köln Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 696 Euro Frankfurt Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 596 Euro Frankfurt Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 597 Euro Frankfurt Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 678 Euro Düsseldorf Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 621 Euro Düsseldorf Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 624 Euro Düsseldorf Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 683 Euro Essen Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 641 Euro Essen Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 641 Euro Essen Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 723 Euro Dortmund Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 620 Euro Dortmund Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 620 Euro Dortmund Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 689 Euro Stuttgart Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 649 Euro Stuttgart Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 649 Euro Stuttgart Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 716 Euro Leipzig Ökotarif: priostrom Kosten pro Jahr: 649 Euro Leipzig Ökotarif: Super Energie Kosten pro Jahr: 668 Euro Leipzig Ökotarif: HitStrom Kosten pro Jahr: 723 Euro Zum Vergleich: Die günstigsten Tarife mit Ökosiegel, ok-Power-Label oder Grüner-Strom-Label gold... Berlin Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 794 Euro Berlin Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 810 Euro Berlin Ökotarif mit Gütesiegel: energieGut Kosten pro Jahr: 833 Euro Hamburg Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 796 Euro Hamburg Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 823 Euro Hamburg Ökotarif mit Gütesiegel: Naturstrom Kosten pro Jahr: 839 Euro München Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 751 Euro München Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 766 Euro München Ökotarif mit Gütesiegel: Entega Kosten pro Jahr: 767 Euro Köln Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 784 Euro Köln Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 792 Euro Köln Ökotarif mit Gütesiegel: energieGut Kosten pro Jahr: 827 Euro Frankfurt Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 756 Euro Frankfurt Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 766 Euro Frankfurt Ökotarif mit Gütesiegel: energieGut Kosten pro Jahr: 799 Euro Düsseldorf Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 760 Euro Düsseldorf Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 767 Euro Düsseldorf Ökotarif mit Gütesiegel: Entega Kosten pro Jahr: 782 Euro Essen Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 792 Euro Essen Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 801 Euro Essen Ökotarif mit Gütesiegel: energieGut Kosten pro Jahr: 835 Euro Dortmund Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 771 Euro Dortmund Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 775 Euro Dortmund Ökotarif mit Gütesiegel: energieGut Kosten pro Jahr: 813 Euro Stuttgart Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 810 Euro Stuttgart Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 818 Euro Stuttgart Ökotarif mit Gütesiegel: Naturstrom Kosten pro Jahr: 839 Euro Leipzig Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Flensburg Kosten pro Jahr: 815 Euro Leipzig Ökotarif mit Gütesiegel: Vattenfall Kosten pro Jahr: 818 Euro Leipzig Ökotarif mit Gütesiegel: Stadtwerke Heidelberg Kosten pro Jahr: 837 Euro Quelle: Verivox bei einem Verbrauch von 35.000 kWh/Jahr, inklusive Wechselboni
„Der grüne Ton wird zum guten Ton“, sagt Kreeb. „Selbst große Markenhersteller versuchen derzeit, die grüne Seite ihrer Produkte zu finden. Und wenn sie keine haben, dann werden die Produkte weiterentwickelt“, erklärt Kreeb. Dabei betreten Unternehmen oft Neuland und stehen vor der Herausforderung, plötzlich selbst massenhaft grüne Produkte einzukaufen.
Das kann aber auch schief gehen: Die schwedische Modekette H&M hatte schon vor einigen Jahren Bio-Baumwoll-Shirts ins Angebot aufgenommen. Später wurde bekannt, dass das Unternehmen – und nebenbei noch andere wie Tchibo oder C&A – von seinem Zulieferer betrogen worden war und gentechnisch veränderte Baumwolle erstanden hatte.
Jetzt hat H&M einen Neustart gewagt und verkauft mit der „Conscious Collection“ recycelte Kleidung. "Man muss sich immer wieder fragen, wie nachhaltig Ökoprodukte wirklich sind“, sagt Kreeb. Die Bio-Milch von einem großen Discounter werde beispielsweise in Österreich produziert und dann zu den Märkten in Deutschland oft kilometerweit transportiert. „Das ist keine positive Ökobilanz“, so Kreeb. „Echte Hardcore-Ökos der ersten Stunde würden solche Produkte niemals kaufen.“ Trotzdem finden sie reißenden Anklang bei Kunden, die beim Einkauf zwar Wert auf nachhaltige und soziale Produkte legen, die Definition von Nachhaltigkeit aber nicht so eng sehen: die Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability). Martin Kreeb erforscht diese Verbrauchergruppe seit einigen Jahren und schätzt ihre Zahl auf etwa 30 Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend.
Allerdings sind die Lohas keine einfache Klientel. Sie gelten als äußerst launisch und unberechenbar. Diese Erfahrung musste beispielsweise der Oetker-Konzern mit seiner Bio-Brause Bionade machen. Das ökologisch korrekte Getränk hatte einen unglaublichen Hype erlebt. Das laut Slogan „offizielle Getränk für eine bessere Welt“ vervielfachte über Jahre hinweg seine Käuferschaft.
Extrem sensible Klientel
Doch dann wurden die Lohas vergrault. Denn das Image der kleinen, sympathischen Underdog-Firma bekam einen tiefen Kratzer, als Bionade im Herbst 2009 von der zum Oetker-Konzern gehörenden Braugruppe Radeberger übernommen wurde. Mit diesem großen Namen im Rücken waren Werte wie Glaubwürdigkeit und Authentizität offensichtlich nicht mehr gegeben. Die Lohas wendeten sich ab. So wie damals bei der Bioladenkette Basic, die ihre Kundschaft mit dem Einstieg des Discountriesen Lidl als Investor verärgert hatte und anschließend jahrelang unter massiver Kaufzurückhaltung litt. Marketingexperten warnen deshalb vor übereiltem Ökowahn. Denn die Kundenklientel sei extrem sensibel. Die Konzerne müssten sich ein genaues Bild von der Käufergruppe machen. Bionade beispielsweise habe über Jahre hinweg überhaupt nicht gewusst, welche Verbrauchergruppen zur eigenen Käuferschicht gehören und warum.
Der Mobilfunkanbieter E-Plus will mit seinem neuen Ökotarif laut eigener Aussage wirklich nur solche Kunden ansprechen, denen die Umwelt am Herzen liegt. 15 Prozent des Netto-Monatsumsatzes der Umwelttarif-Kunden werden an den Naturschutzbund (Nabu) gespendet. Der Mobilfunkanbieter kooperiert schon seit längerem mit der Umweltorganisation und recycelt ausgediente und defekte Handys – die Gewinne werden dann in Naturschutzprojekte des Nabu investiert.
„So entstand die Idee, ein Produkt anzubieten, das nachhaltiger ist als übliche Tarife“, sagt Martin Reinicke von E-Plus. Der Umwelttarif ist dabei nicht teurer als andere Produkte, mit Gewinnen rechnet E-Plus trotzdem. Zielgruppe seien vor allem Mitglieder des Nabu, aber auch andere Menschen, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen möchten – Lohas eben.
„Mit dem Nabu haben wir einen starken Partner, eine Marke im Umweltbereich, die großen Wert darauf legt, authentisch und stimmig zu sein“, so Reinicke. Noch gibt es keine verbindlichen Zahlen, wie der neue Tarif aufgenommen wird. „Aber wir gehen von einer guten Entwicklung aus“, so Reinicke.
Auch der Handyhersteller Samsung hat vor zwei Jahren den Versuch gewagt und ein Öko-Handy auf den Markt gebracht. Das „Blue Earth“ war das erste Touchscreen-Handy mit Solarpanel. „Das Handy wurde auf dem deutschen Markt sehr gut angenommen“, sagt Annika Karstadt von Samsung Mobile. Inzwischen ist bereits das Nachfolgemodell auf dem Markt.
Ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem könnten die Anbieter von Ökostrom bekommen
– deren Zahl beinahe täglich wächst. Nach einer Untersuchung des
Vergleichsportals Check24 haben sich im April rund 77 Prozent der
Stromwechsler für einen Ökotarif entschieden.
Dabei wird gerade beim Ökostrom viel getrickst: Atomstrom wird umetikettiert,
Verwicklungen mit Atom- und Kohlekraftkonzernen werden nicht angegeben. Von
den 77 Prozent Ökostrom-Wechslern im April wählten nur 4,3 Prozent einen
wirklich nachhaltigen Ökostromanbieter, der in neue Produktionsanlagen für
regenerative Energien investiert.
Verbraucherschutz- und Umweltorganisationen empfehlen deshalb, beim
Anbieterwechsel genau hinzusehen. „Das Label Öko oder grün ist zu einer
weiteren Komponente geworden neben Preis und Qualität“, sagt Immo Terborg
von der Verbraucherzentrale Hamburg. Erst Anfang Mai mahnte die
Verbraucherzentrale mehrere Ökostromanbieter wegen unlauterer Werbung ab:
sie hatten versucht, mit Angst schürenden Darstellungen eines Super-GAUs
neue Kunden zu gewinnen.
Die Verbraucherzentralen haben dem so genannten „green washing“ von Produkten
schon vor Jahren den Kampf angesagt und im Rahmen eines Klimaprojektes
überprüft, wie oft es sich bei Werbung um Imagepflege handelt, und wann es
wirklich um nachhaltige Produkte geht. Die Bilanz: viele Produkte wurden
deutlich grüner dargestellt als sie tatsächlich sind.
Mit ihrem Öko-Wahn sind die Deutschen nicht alleine. Das Marktforschungsunternehmen Porter Novelli hat zusammen mit dem Natural Marketing Institute das Kaufverhalten von 16.000 Europäern untersucht und dabei unter anderem herausgefunden, dass Europäer mit einer 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit Öko-Produkte kaufen als Amerikaner.
Die Prognose der Marktforscher: Der Öko-Lebensstil setzt sich durch. Und Deutschland ist Vorreiter. „In Deutschland ist die Wirkung von Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima deutlich stärker als in unseren Nachbarländern“, sagt Studienautor Kreeb. Dort sei meist nur ein kurzer Trend zu beobachten, während die Deutschen in ihrer Mentalität sehr mitfühlend seien und sich längerfristig mit dem Thema befassten.
„Franzosen und Engländer sprechen immer von der ‚German Angst‘ – ich würde das allerdings eher Vorsicht nennen“, erklärt Kreeb. Deutsche seien sehr stark sensibilisiert auf globale Themen, sie seien sehr viel emotionaler als beispielsweise Franzosen. „Das passt wunderbar zu Lohas – weil der Lifestyle sehr emotionalisierend wirkt“, so Kreeb.
Deutsche Unternehmen sind häufig Vorreiter
Auch in anderen Branchen sind deutsche Unternehmen Vorreiter, wenn es um das Thema Umwelt geht. Erst im Mai hat der Sportartikel-Hersteller Puma als weltweit erstes Unternehmen Ergebnisse aus seiner ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht. Demnach kostete das Unternehmen die Umwelt im Jahr 2010 insgesamt etwa 94,4 Millionen Euro – rund sieben Millionen Euro entfallen dabei auf den Sportartikler selbst, der Rest auf seine Zulieferer.
Den größten Anteil am Wasserverbrauch und den Treibhausgas-Emissionen macht dabei die Gewinnung und Produktion der beiden Hauptrohstoffe, Baumwolle und Leder, aus. Das Unternehmen verspricht, Umweltbedingungen in Zukunft stärker ins Geschäftsmodell einfließen zu lassen – und erhofft sich natürlich einen Imagegewinn. Puma-Vorstandsvorsitzender Jochen Zeitz bezeichnete die Ökobilanz als einen „Meilenstein auf unserem Weg zum begehrtesten und nachhaltigsten Sportlifestyle-Unternehmen der Welt“. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Erst im März hatte Regionalkonkurrent Adidas – immerhin der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt – angekündigt, bis 2018 komplett auf nachhaltige Baumwolle umzusteigen. Mit seiner „Better Cotton Initiative“ will das Unternehmen vor allem den Wasserverbrauch auf den Baumwollfeldern stark senken und weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen.
Komplett biologische Baumwolle – also der Verzicht von Schadstoffen auf den Feldern – will Adidas seinen Kunden aus Kostengründen nicht zumuten. Öko ist ein Trend. Das ist unbestritten.
So gingen beispielsweise 80 Prozent der deutschen Einzelhändler in einer Mai-Umfrage davon aus, dass das Thema Nachhaltigkeit für die Kaufentscheidung von Konsumenten an Bedeutung gewinnt. Analog dazu hat eine Umfrage des Umweltbundesamtes schon 2006 herausgefunden, dass die Zahlungsbereitschaft der Kunden für Umweltgüter deutlich gestiegen ist.
Nicht zuletzt zeigt auch der Aufstieg der Grünen zur Volkspartei, dass das Thema in der Bevölkerung ankommt. Folglich springen viele Unternehmen auf den grünen Zug auf – größtenteils allerdings eher halbherzig. Ernst gemeinte Versuche, nachhaltig einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen, kommen beim Endkunden gut an.
„Dann sind die Konsumenten auch bereit, einen maximal fünf bis zehn Prozent höheren Preis für die Öko-Produkte zu bezahlen“, sagt Wissenschaftler Kreeb. Er schätzt das Potenzial des Öko-Konsumentenmarktes in Deutschland auf mindestens 200 Milliarden Euro im Jahr. Angesichts dieser Zahl dürfte der Ökowahn seinen Höhepunkt noch vor sich haben.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (15.06.2011)
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