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Atommüll : Menschen auf Gleisen halten Castor-Transport auf
Ob der Transport aus dem französischen La Hague bereits am Sonntag oder erst am Montag das Zwischenlager Gorleben erreichen soll, war noch unklar. Zudem könnte starker Wind das Umladen der Castoren von der Schiene auf Lastwagen in Dannenberg verzögern. Meteorologen sagten für das Wochenende heftige Windböen voraus.
Für Samstagnachmittag werden nahe dem Umladebahnhof in Dannenberg tausende Atomkraftgegner zu einer Demonstration erwartet. Andere Castor-Gegner versuchten am Vormittag außerdem, über ein Waldgebiet an die Schienenstrecke zu gelangen, um den Zug mit der strahlenden Fracht aufzuhalten.
„Der 13. Castor-Transport (...) ist ein Symbol der gescheiterten Atommüllpolitik“, sagte eine Sprecherin der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Die Anti-Atom-Gruppen fordern zudem, dass der Salzstock Gorleben – er liegt gleich in der Nähe des oberirdischen Zwischenlagers – nicht länger als mögliches Atomendlager untersucht werden dürfe. Er sei für die Entsorgung des hoch radioaktiven Abfalls nicht geeignet.
Der Castor-Transport ist der letzte mit hoch radioaktivem Abfall aus Frankreich nach Gorleben. Die Behälter mit deutschen Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in La Hague waren am Mittwochnachmittag gestartet, mehrmals legte der Zug auch planmäßige Zwischenstopps ein. Insgesamt muss der Castor rund 1200 Kilometer von Frankreich bis ins Zwischenlager Gorleben zurücklegen.
Der Zug musste am Samstagmorgen in der Nähe von Göttingen wegen Blockaden stoppen. Ein Polizeisprecher in Lüneburg sagte, es seien rund 20 Menschen auf den Gleisen. Auch in Niedersachsen muss weiter mit einem Stop-and-Go-Verkehr gerechnet werden. Mehrere hundert Castor-Gegner waren mit Strohballen, Helmen und Schutzbrillen in einem Waldstück im Wendland unterwegs, durch das der Zug später rollen soll. Sie wollten an der Schienenstrecke Steine entfernen und so die Gleise unterhöhlen.
Die Polizei kündigte an, sie werde dagegen konsequent vorgehen. Bereits seit Donnerstag waren immer wieder Wasserwerfer im Wendland im Einsatz, Demonstranten warfen Steine und beschädigten Polizeifahrzeuge. Es gab mehrere Verletzte. Atomkraftgegner kritisierten das Vorgehen der Polizei als unangemessen.
Die Polizei berichtete von gefährlichen Störaktionen und Angriffen auf Polizeikräfte am Freitag. Castor-Gegner hätten Bäume abgesägt sowie Reifen und Äste in Brand gesetzt. Zudem sollen Metallketten gespannt worden sein, um Polizeifahrzeuge zu stoppen. Es sollen Steine geflogen sein, Freitagnacht erlitten laut Polizei rund 20 Beamte Verletzungen.
Der Castor-Zug hatte zuvor auch in Hessen mehrfach wegen Protestierern auf den Gleisen anhalten müssen. In der Nähe von Fulda saßen vier Aktivisten nahe der Schienenstrecke in den Bäumen. Der Zug habe jedoch einfach vorbeifahren können, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei.
Wann der Zug die Verladestation in Dannenberg erreicht, war noch unklar. Dort werden die elf Castor-Behälter für den Straßentransport vorbereitet. Der Atommüll muss dann noch eine letzte Etappe bis zum Zwischenlager Gorleben zurückzulegen.
Gorleben steht für die Lagerung radioaktiver Abfälle – und für den Protest dagegen. Doch geht es dort um zwei unterschiedliche Lager: zum einen das bereits genutzte Zwischenlager, in dem hochradioaktiver Müll über Jahrzehnte hinweg provisorisch abgestellt wird, weil er „abkühlen" muss.
Zum anderen ein mögliches Atomendlager. Derzeit wird erkundet, ob in Gorleben im dortigen Salzstock ein Endlager eingerichtet wird, in dem der Atommüll auf Dauer bleiben könnte. Über dieses mögliche Endlager wird bereits seit den 70er Jahren gestritten. Hier eine Chronologie der Ereignisse:
1974 – 1976 Die Kernbrennstoff-Wiederaufarbeitungsgesellschaft (KEWA) sucht im Auftrag des Bundesforschungsministeriums nach Standorten für ein geeignetes Atommüll-Endlager.
1976 Die KEWA kommt zu dem Schluss, dass die geeignetsten Salzstöcke in Niedersachsen zu finden seien: In die engere Auswahl kommen Wahn im Emsland, Weesen-Lutherloh bei Celle und Lichtenhorst bei Nienburg.
Mai 1976 Das niedersächsische Sozialministerium beauftragt den TÜV-Hannover eine zweite Studie zu erstellen. Ergebnis: Aus der „Stellungnahme zur Eignung von Standorten für das Nukleare Entsorgungszentrum (NEZ)" vom November 1976 geht hervor, dass der Standort im schleswig-holsteinischen Nieby am Geeignetsten sei.
18. November 1976 In einem handschriftlichen Besprechungsvermerk in den Akten der niedersächsischen Staatskanzlei taucht erstmals ein Hinweis auf den Standort Gorleben auf.
Dezember 1976 In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden.
Februar 1977Das niedersächsische Kabinett trifft die Entscheidung, Gorleben als „vorläufigen Standort eines nationalen Entsorgungszentrums für ausgebrannte Kernbrennstoffe" zu benennen.
1979 – 1985 Obertägige Erkundung des Salzstocks Gorleben unter Federführung der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB).
1983 Inbetriebnahme des Zwischenlagers Gorleben
5. Mai 1983 Die PTB kommt in einem Zwischenbericht der obertägigen Erkundung zu dem Schluss, dass es „zum gegenwärtigen Zeitpunkt" (5. Mai 1983) nicht möglich sei, „die Barrierewirkung am Standort Gorleben abschließend zu bewerten". Das Risiko könne jedoch durch „vorsorgliche Erkundungsmaßnahmen an anderen Standorten" verringert werden.
6. Mai 1983 Eine zweiten Fassung des Berichts klingt deutlich positiver. Die bisherigen Erkenntnisse über den Salzstock Gorleben hätten die Hoffnung auf Eignung des Standorts „voll bestätigt", heißt es dort. Allerdings findet sich auch in dieser Version noch die Empfehlung alternative Standorte zu erkunden.
Mai 1983 In der Endfassung des Berichts sind die Ausführungen über die mögliche Erkundung anderer Standorte verschwunden.
13. Juli 1983 Das Bundeskabinett fällt die Entscheidung für die untertägige Erkundung des Salzstocks Gorleben. In dem Kabinettsbeschluss heißt es auch, dass derzeit keine Notwendigkeit bestehe, „auch die Eignung anderer Salzstöcke zu untersuchen".
1986 Beginn der untertägigen Erkundung.
Februar 1999 Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) setzt den Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlager (AKEnd) ein, der die Grundlagen für ein neues Endsorgungskonzept erarbeiten soll.
14. Juni 2000 Im Atom-Ausstiegsvertrag mit den Energieversorgungsunternehmen verhängt die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) einen Erkundungsstopp bis längstens 2010.
Dezember 2002 Der AKEnd schlägt in seinem Abschlussbericht ein fünfstufiges Verfahren für die Endlagersuche vor, ohne einen konkreten Standort zu nennen.
15. März 2010 Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) verkündet das Aus des von Rot-Grün verhängten Moratoriums: Gorleben soll zügig wieder erkundet werden. Das Verfahren soll ergebnisoffen sein. Andere Standorte sollen jedoch nicht erkundet werden.
26. März 2010 Der Bundestag beschließt die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der die Ungereimtheiten in der Atomendlagersuche aufklären soll.
1. Oktober 2010 Das Erkundungsmoratorium ist offiziell zu Ende. Die Wiederaufnahme der Arbeiten wird vorbereitet.
9. November 2010 Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) gibt grünes Licht für die Weitererkundung des Salzstocks als mögliches Endlager. Zuvor hatten Gegner eines Endlagers in Gorleben mehrere Klagen gegen die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten im Salzstock Gorleben eingereicht. Die aufschiebende Wirkung der Klagen entfällt.
8. Juli 2011 Das Paket zur Energiewende nimmt im Bundesrat die letzte parlamentarische Hürde. 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz gehen. Die Endlagerfrage bleibt jedoch offen. Umweltminister Röttgen will bis Ende des Jahres ein Gesetz vorlegen.
12. Oktober 2011 Das Bundesumweltministerium lädt zum sogenannten Gorleben-Dialog. Bei einem Expertengespräch in Hitzacker geht es um Gas- und Kohlenwasserstoffvorkommen in Gorleben. Die Atomkraftgegner aus dem Wendland boykottieren den Dialog, weil es sich ihrer Ansicht nach um eine „Alibi-Veranstaltung" handelt.
11. November 2011 Nach einem Atommüll-Gipfel erklärt Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), dass Bund und Länder Alternativen zum Salzstock Gorleben erkunden wollen. Dazu soll rasch ein Endlager-Suchgesetz erarbeitet werden.
Quelle: dapd
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: semenivanov88 (26.11.2011) W
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